Der glückliche Lügner von Leif GW Persson ist der dritte Fall der Serie um Kommissar Evert
Bäckström und hat in Schweden alle Verkaufsrekorde gebrochen. Auf Deutsch ist
der Krimi bei Btb erschienen.
Evert Bäckström, irgendwo
zwischen Mitte 40 und Mitte 50, klein, dick und primitiv, ist als Kommissar bei
der schwedischen Polizei tätig. die Karriere verlief reibungslos, mit
exzellenten Referenzen – seine Vorgesetzten waren immer froh, wenn sie ihn
möglichst schnell wieder loswerden konnten. Er ist der Mann für die schmutzigen
Fälle: Mord, bewaffneter Raubüberfall und so weiter. Am wenigsten scheut er
dabei, sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Als in Stockholm der bekannte
Rechtsanwalt Thomas Eriksson tot in seinem Haus gefunden wird, ist Bäckström
sofort zur Stelle, hatte er doch eigentlich noch ein Hühnchen mit dem Mann zu
rupfen. Offenbar veräußerte Eriksson kurz zuvor eine wertvolle Kunstsammlung
bei Sotheby's, darunter eine russische Spieluhr in Gestalt des Pinocchio, der
bei Betrieb die diamantenbesetzte Nase ausfährt. Wer war der Auftraggeber? Und
wer wollte Eriksson tot sehen?
Kommissar Bäckström ist
ein veritables Ekel: sexistisch, versoffen und faul. Als eine Figur mit einer
Menge negativer Eigenschaften passt er in die Tradition schwedischer Ermittler,
die immer knapp am eigenen Abgrund vorbei lavieren. Wie Persson es schafft,
seinen Antihelden so eminent unterhaltsam für den Leser zu gestalten, bleibt sein
Geheimnis und zeugt von großer schriftstellerischer Gabe. Der
glückliche Lügner ist ein solider, unterhaltsamer Krimi.
Tempo, Intrigen und nicht zuletzt die Darstellung der Arbeit der Polizei sind
die Stärken von Persson. In den Momenten, wo Backström Informationen sammelt,
z.B. in Bezug auf russische Ikonenmalerei, schafft es Persson glänzend eine
kleine Geschichte über die russische kaiserliche Familie in der Handlung zu
platzieren. Dies ist sprachlich und stilistisch gelungen und möglicherweise
öffnet sich da ein weiteres Genre für Leif GW Persson, einen historischen Roman
zu schreiben?
Leif GW Persson gilt als
Großmeister der skandinavischen Kriminalliteratur. In seinen vielfach
ausgezeichneten Romanen trifft der soziale Realismus großer Klassiker wie
Balzac oder Dickens auf hartgesottenen Straßenjargon à la James Elroy. Seine
Romane sind ebenso dunkel wie komplex – verfeinert mit genialem Gespür für
trockenen Sarkasmus. Persson, lange Zeit als Profiler im Polizeidienst tätig,
ist Professor der Kriminologie, Medienexperte und seit mittlerweile 30 Jahren
einer der erfolgreichsten Krimiautoren Schwedens. Er wurde mehrfach mit dem
Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet, daneben erhielt er den Dänischen und den
Finnischen Krimipreis. Seine Romane stehen regelmäßig auf Platz 1 der
Bestsellerliste und verzeichnen Millionenauflagen. Die Serie um Kommissar Evert
Bäckström ist nun in Hollywood von Dr. House-Produzent Hart Hanson
verfilmt worden.
Der glückliche Lügner von Leif GW Persson ist bei Btb erschienen.
(JK 07/15)
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