Paul Pickering: Die Frau des Leoparden (C. Bertelsmann)

Der englische Autor Paul Pickering hat mit seinem Roman Die Frau des Leoparden, der bei C. Bertelsmann erschienen ist, einen Roman voller Sinnlichkeit und Gefahr geschrieben.

Als der Pianist Stanley Miles Harcourt, genannt Smiles, in Kinshasa eintrifft, bringt man ihn nicht ins Hotel, sondern zu einer Beerdigung. Drei Tote sollen beigesetzt werden: einer davon Smiles selbst. Es gelingt ihm, sich mit einem wertvollen Konzertflügel auf einem maroden Schiff zu verstecken, das den Kongo aufwärts in den Urwald fährt. Hier soll ein Friedenskonzert stattfinden, das, weltweit im Radio übertragen, auf die Missstände im Kongo hinweisen soll. Mit auf dem Boot ist Lola, eine unwiderstehlich schöne Frau, der Smiles auf der Stelle verfällt. Sie ist die Ehefrau des „Leoparden“, eines besonders blutrünstigen Militärführers. Doch es ist nicht das Konzert allein, das Smiles in den Kongo führt: Der Veranstalter Lyman Andrew war Lehrer an Smiles' Internat in England. Er erkannte sein musikalisches Talent. Doch Smiles hat ihm Unrecht getan. Dies will er nun wiedergutmachen. Im dampfenden Dschungel spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu...

Paul Pickerings ambitionierter Roman über Liebe und Musik spielt in der Demokratischen Republik Kongo, einem der ärmsten Länder der Welt und auch einer der schlimmsten Orte auf dem Planeten hinsichtlich Vergewaltigung und sexueller Gewalt. Es ist schwierig jemandem Anerkennung zu zollen, dass er sein Leben für etwas riskiert, das an einem solch brutalen Ort nicht einmal bemerkt würde. Interessant ist, dass im gesamten Verlauf des Buches die Menschen am Kongo Gefallen an der westlichen klassischen Musik finden. Allein das als erstaunlich zu finden, ist möglicherweise der latente Rassismus, den Pickering hier adressiert. Pickerings Roman stellt sich an die Seite von Joseph Conrads Kongo-Epos, eine Geschichte einer großen Obsession, in der der Tod im Angesicht der epischen Wucht der Kulisse und der Zielstrebigkeit ihrer Protagonisten in den Hintergrund tritt. Pickering bringt in einer brillant geschriebenen Art und Weise den Kongo zum Leben. Dieser Roman beeindruckt sowohl durch seine Opulenz als auch durch den innewohnenden Schrecken.

Paul Pickering wurde 1952 in einem kleinen Dorf in Yorkshire, England geboren. Er studierte Psychologie und hat zahlreiche Kurzgeschichten, Gedichte und Theaterstücke veröffentlicht; zudem ist er Kolumnist für verschiedenen Zeitungen, wie z.B. die London Times. Paul Pickering hat sechs vielbeachtete Romane geschrieben. Drei davon wurden für den Man Booker Prize nominiert. Er liebt es, wilde und unberührte Gebiete zu bereisen und war der erste Brite der Neuzeit, der 2000 Kilometer den Kongo hinabfuhr. In musikalischer Hinsicht wurde er von seinem Vater, einem Geiger beim BBC Symphony Orchestra, beeinflusst. Der Autor lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in London.

Die Frau des Leoparden von Paul Pickering ist bei C. Bertelsmann erschienen. 
(JK 12/14)

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