Don Winslow: Palm Desert (Suhrkamp)

Die Krimireihe um Detektiv Neil Carey war der Startschuss für das literarische Schaffen des amerikanischen Autors Don Winslow vor rund 25 Jahren. Der fünfte und letzte Fall für Neil Carey ist jetzt als Taschenbuch bei Suhrkamp erschienen.

Zum Abschluss seiner Neal-Carey-Reihe schickt Don Winslow seinen literaturbegeisterten Privatdetektiv auf einen Trip durch Nevada. An seiner Seite ein achtzigjähriger Comedian. Über ihm die sengende Sonne. Vor ihm endlose Wüste. Und ihm auf den Fersen ein kurioses Gangsterduo, das Neal und seinen Begleiter den Geiern zum Fraß vorwerfen will.  

Zum ersten Mal, seit Neal Carey für die „Bank“ arbeitet, kommt es ihm nahezu gelegen, dass er einen neuen Auftrag erhält. So kann er wenigstens für eine Weile der Frage entgehen, ob er wirklich Vater werden will. Abgesehen davon ist der Auftrag ein Witz – im fast buchstäblichen Sinne: Neal soll den achtzigjährigen Comedian Natty Silver aus Las Vegas abholen und zurück in sein Seniorendomizil in Palm Desert bringen. Doch Natty entpuppt sich nicht nur als dauerwitzelnde Nervensäge, die die Reise zum Höllentrip macht, er hat außerdem so gar keine Lust, zurückgebracht zu werden. Nach und nach schwant Neal, warum das so ist – kurz bevor er lernen muss, dass man durchaus auch in der Wüste ertrinken kann...

Der Abschlussband der Reihe hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck und man merkt, dass Don Winslow die Reihe nicht mehr weiterführen wollte. So gab es dieses Mal leider eher laue Krimikost und ist etwas für die Fans, die den Abschluss der Reihe nicht missen wollen. Im Gesamtwerk von Don Winslow gibt es auf jeden Fall aufregendere und spannendere Krimis.

Don Winslow wurde 1953 in New York geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in der Kleinstadt Perryville in Rhode Island. Seine Mutter, eine Bibliothekarin, und sein Vater, ehemaliger Offizier bei der Navy, bestärkten ihn schon früh in dem Wunsch, eines Tages Schriftsteller zu werden, vor allem die Geschichten, die sein Vater von der Marine zu erzählen hatte, beflügelten die Fantasie des Autors. Das Sujet des Drogenhandels und der Mafia, das in vielen von Don Winslows Romanen eine Rolle spielt, lässt sich ebenso mit seinen Kindheitserfahrungen erklären: Seine Großmutter arbeitete Ende der 60er für den berüchtigten Mafiaboss Carlos Marcello, der den späteren Autor mehrere Male in sein Haus in Algiers (New Orleans) einlud. Bevor Don Winslow mit dem Schreiben begann, verdiente er sein Geld unter anderem als Kinobetreiber, als Fremdenführer auf afrikanischen Safaris und chinesischen Teerouten, als Unternehmensberater und immer wieder als Privatdetektiv. Auch als Schriftsteller ist Don Winslow unermüdlich. Er schreibt mindestens an zwei Büchern gleichzeitig. Sein erstes Buch A Cool Breeze on the Underground, das den Auftakt zu einer Serie um den Detektiv Neil Carey darstellt, erschien 1991 und wurde prompt für den Edgar nominiert. Sechs Jahre später erzielte Don Winslow mit The Death and Life of Bobby Z den literarischen Durchbruch, gewann zwei Jahre später für California Fire and Life den renommierten Shamus Award und gehört seitdem zu einem der populärsten amerikanischen Krimiautoren. Don Winslow wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Krimi Preis (International) 2011 für Tage der Toten. Don Winslow lebt mit seiner Frau und deren Sohn in Kalifornien. 

Palm Desert  von Don Winslow ist bei Suhrkamp erschienen. 
(JK 09/16)

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