Freie Akademie der Künste
Montag, 15.05.2017
19.00 Uhr
Klosterwall 23, Hamburg
Eintritt: 10 / 14 Euro.
Philosophisches Café: Alles nur
Narrative? In einer Extraausgabe der Reihe Philosophisches Café geht es um die
„Diskurse und Haltungen in der Krise“. Es sprechen und diskutieren der
Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen (Universität Tübingen), Maximilian
Probst, dessen Buch Verbindlichkeit
Anfang des Jahres bei Rowohlt erschien, und Elke Schmitter, Schriftstellerin
und Journalistin, die seit kurzem das Kulturressort beim „Spiegel“ leitet.
Gastgeber des Abends ist Reinhard Kahl.
„Es mehren sich
Situationen, in denen Ratlosigkeit produktiver ist, als zu sagen, ich weiß
Bescheid.“ (Elke Schmitter)
„All das, was dem
Menschen der Vormoderne Halt und Heim zu sein schien: weggeblasen. Das
Individuum steht nun allein in der Pflicht, für seine Welt andere zu
begeistern, das heißt – denn allein will keiner bleiben – eine neue
Gemeinschaft zu finden.“ (Maximilian Probst)
„Donald Trump und
Wladimir Putin haben den Fundamentalzweifel in eine Waffe verwandelt, um
Misstrauen zu schüren. Sie leugnen vom Klimawandel bis zum Bruch des
Völkerrechts jede Realität, die ihnen nicht passt, und unterhalten ihre eigenen
Fake-News-Kanäle.“ (Bernhard Pörksen)
Das Philosophische Café
Extra mit mehreren Teilnehmern ist keine Discussion-Percussion, in der sich die
Gäste gegenseitig ihre Besonderheit wegkürzen. Es geht darum, aus verschiedenen
Umlaufbahnen auf den Globus zu blicken – und dann aber auch zu landen.
Maximilian Probsts Buch
ist ein Plädoyer für eine unzeitgemäße Tugend. „Die Verbindlichkeit hat als
Symbol den Handschlag. Hier hast du mein Wort, dass ich alles tun werde, was in
meiner Macht steht, den Bund, den wir eingehen, zu halten. Aber es steht
keineswegs alles in unserer Macht! Dass die Verbindlichkeit nicht mehr
sozioökonomisch gedeckt ist, sondern jeder sie aus eigener Kraft aufrecht
erhalten muss, bedeutet auch: Wir können ihr Scheitern nicht ausschließen. Wir
müssen darauf hoffen, dass uns gelegentlich vergeben wird. Das ist es, was sie
zu einem Schlüsselbegriff unserer Zeit werden lässt: Sie weist jeglichen
Fundamentalismus zurück.“ Wo lebe ich, welche Partnerschaft gehe ich ein, und
was mache ich eigentlich heute Abend? In der Moderne gibt es immer Optionen,
nirgends Schicksal. Es besteht keine gesellschaftliche Notwendigkeit mehr, sich
auf irgendwas festzulegen. Jederzeit verfügbare Menschen sind beliebter, angesehener,
erfolgreicher. Verbindliche Menschen gelten dagegen schnell als langweilig.
Maximilian Probst zeigt
in seinem Buch: Gerade jetzt, wo zu etwas zu stehen so schwer ist wie nie,
erscheint uns gerade das wertvoller denn je. Er beschreibt, wo Verbindlichkeit
und Verfügbarkeit sich unvereinbar gegenüberstehen, wie dieser Widerspruch sich
auflösen und aufhalten lässt. Subtil, klug und poetisch nimmt er seinen Lesern
die Angst, etwas zu verpassen.
„Es ist eine seiner
großen Qualitäten, dass er verbindet, was man nicht verbinden kann: das
Zeitgebundene und das Zeitlose.“ (Die Jury des Clemens-von-Brentano-Preises)
Maximilian Probst wurde
1977 in Hamburg geboren, wo er Philosophie, Geschichte und Germanistik
studierte. Danach arbeitete er in Wien für den Passagen Verlag, übersetzte
Werke von Paul Virilio, Alain Badiou und Slavoj Žižek. Seit 2011 schreibt er
vorwiegend für die Zeit.
Verbindlichkeit von Maximilian Probst ist bei Rowohlt erschienen.
Eine Veranstaltung des Literaturhaus Hamburg in Kooperation mit der Freien Akademie der
Künste und mit freundlicher Unterstützung der Udo Keller Stiftung Forum Humanum.
(JK 05/17)
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