Altmeisterin trifft Newcomerin – Begegnung mit zwei französischen Autorinnen: Dominique Manotti und Estelle Surbranche bei der Langen Nacht der Literatur 2017

Institut français de Hambourg
Samstag, 02.09.2017  19.00 Uhr
Heimhuder Straße 55, Hamburg
Eintritt: 10 Euro

Lange Nacht der Literatur 2017

Altmeisterin trifft Newcomerin – Begegnung mit zwei französischen Autorinnen. Historikerin, politisch engagiert, seit über 20 Jahren Autorin und vielfach ausgezeichnet: Dominique Manotti ist einem großen Publikum gut bekannt. Sie liest aus ihrem neuen Roman Schwarzes Gold, der bei Argument in der Ariadne-Reihe erschienen ist. Estelle Surbranche ist in der Techno und Hip-Hop-Szene verwurzelt, veröffentlicht gerade ihre erste Übersetzung in deutscher Sprache und ihren zweiten Roman Emmène-moi au paradis in Frankreich. Sie wird aus dem Roman So kam die Nacht lesen, der bei Polar erschienen ist. Die beiden französischen Spezialistinnen für Hochspannung und Nervenkitzel treten gemeinsam auf der Bühne im Institut français auf, das die Lesung in Kooperation mit dem Buchladen in der Osterstraße und Krimis machen 3 veranstaltet.

1973. Die großen Ölkonzerne halten den Daumen auf dem Erdölmarkt. Auch der transatlantische Drogenhandel blüht nicht mehr wie zuvor, die French Connection ist zerschlagen. Während Unterwelt und Polizei sich neu aufstellen, kämpft die Hafenstadt Marseille mit dem wirtschaftlichen Niedergang. Der junge Commissaire Daquin aus Paris stößt zu den Kriminalermittlern an der Côte. Sein erster Fall: Vor einem Casino in Nizza wird ein Marseiller Unternehmer mit zehn Schüssen niedergestreckt. Der Staatsanwalt vermutet eine Abrechnung im Milieu. Daquin zweifelt. Doch die Seilschaften vor Ort zu durchschauen ist einem Auswärtigen kaum möglich. Was für ein Spiel läuft hier? In diesem Roman (das französische Original erschien 2015 bei Gallimard) schickt Dominique Manotti ihren Protagonisten Théo Daquin in seine Vergangenheit, in eine Affäre, die nicht nur sämtliche unterirdischen Netzwerke von Marseille und Nizza umfasst, sondern vor allem die obskure Welt des Erdölhandels. Meisterhaft gestaltet die Wirtschaftshistorikerin das gigantische ökonomische und geopolitische Fresko einer hochkomplexen Epoche, die bereits das Gesicht des 21. Jahrhunderts erahnen lässt.

Dominique Manotti, geboren am 24. Dezember 1942 in Paris, begann erst mit 50 Jahren Romane zu schreiben. Sie studierte 1960–66 an der Sorbonne Geschichtswissenschaften, unterrichtete am Gymnasium und wurde 1969 Assistentin für neuzeitliche Wirtschaftsgeschichte im neu gegründeten Centre expérimental de Vincennes. Politisch war Manotti 1976–83 als Gewerkschafterin in der CFDT aktiv und leitete jahrelang die Pariser Sektion. Anfang der 80er Jahre beteiligte sie sich am Aufstand der türkischen Sans-Papiers im Textilviertel Sentier. Ab 1994 war sie an der Universität Paris VIII in Saint-Denis tätig. Manotti ist Historikerin und seit dem Algerienkrieg politisch engagiert. In den 1980er Jahren verschob sie aus Desillusionierung über die Politik der Mitterrand-Regierung ihr politisches Engagement in die Literatur. Dominique Manottis kriminalliterarische Bezugspunkte sind der amerikanische Schriftsteller James Ellroy, die neuzeitliche Wirtschaftsgeschichte und die 68er-Bewegung. Diese eigenwillige Kombination erklärt vielleicht ihren einzigartigen Stil mit seiner Mischung aus journalistischer Dichte, schlaglichtartig verknappter subjektiver Form und literarischer Eleganz.

Schwarzes Gold von Dominique Manotti ist bei Argument in der Ariadne-Reihe erschienen. 

Zwei befreundete Jurastudenten aus Paris finden beim Surfen in Biarritz eine große Menge reinen Kokains. Zurück in Paris werden die bis dahin unauffälligen Studenten zu Dealern und zu gern gesehenen Gästen auf Partys der Pariser Jeunesse dorée. Während Matthieu versucht, dem Drogenkonsum und exzessiven Partyleben zu entfliehen und sein Studium wieder aufzunehmen, macht Romain unter dem Einfluss des Kokses eine Persönlichkeitswandlung durch, die den immer im Schatten seines gutaussehenden Freundes stehenden, blassen Typen zum skrupellosen und brutalen Dealer werden lässt. Längst hat sich die Auftragskillerin Nathalie an ihre Fersen geheftet. Sie hat als Teenager im Krieg nicht nur ihre Eltern, sondern nach Erfahrungen extremer Gewalt jeglichen Glauben an so etwas wie Humanität verloren. Ihr einziger Halt ist der bedingungslose Gehorsam, mit dem sie ihrem Auftraggeber, einem Drogenboss dient.

Schon im Alter von sechzehn hat Estelle Surbranche in der Welt des Techno gelebt. Später an der ESSEC studiert und nachts die Clubs besucht. Sie legte in dem DJ-Kollektiv Girls’n’Roses auf und machte sich als DJ Estelle S. einen Namen in der Szene. Im Jahr 2003 schrieb sie eine Biographie über Supreme NTM, eine französische Hip-Hop-Gruppe aus der Pariser Banlieue Saint-Denis. Außerdem ist sie Mitbegründerin des Magazins Flavor, deren Chefredakteurin sie seit 2014 ist. So kam die Nacht ist ihr erster Roman.

So kam die Nacht von Estelle Surbranche ist bei Polar erschienen.

Seit 1951 befindet sich das Institut français de Hambourg als offizielle französische Kulturvertretung in der Heimhuder Straße 55, im Herzen der Hansestadt. Im Institut français kann man Französisch lernen, Kinderbücher, Romane, Graphic Novels und DVDs ausleihen oder zu Kinoabenden, Autorenlesungen, Vorträgen, Konzerten und Karaokeabenden kommen!
(JK 08/17)

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