Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
„…
Europa hat eine Macht erlangt, die in der Geschichte unvergleichlich ist: die
vielen Hauptstädte, die Vielzahl und die Schnelligkeit seiner Expeditionen, der
öffentliche und der private Verkehr haben es zu einer großen Republik werden
lassen…“ Der Satz stammt nicht etwa aus einer Werbebroschüre zur Europawahl,
sondern von Antoine de Rivarol (1753-1801) und aus dem Jahr 1783. Allerdings
mit dem Zusatz: „… die sich für eine Sprache entscheiden muss“ – schließlich
spricht er von der weltweiten Gültigkeit der französischen Sprache. Das Thema
war von der Berliner Akademie in ihrer Ausschreibung für den Wettbewerb von
1783 so vorgegeben. „Wodurch wurde die französische Sprache universell? Weshalb
verdient sie eine solche Auszeichnung? Wird sie diese auch in Zukunft bewahren
können?“ Rivarol gewann den ersten Preis und wurde mit einem Schlag europaweit
berühmt. In Frankreich steht die Rede bis heute auf den Lehrplänen, jetzt
erscheint sie erstmals in deutscher Sprache, denn auch die Berliner Akademie
verhandelte damals auf Französisch, mit einem Vorwort von Dany
Laferrière.
Antoine
de Rivarol (1753-1801), französischer Schriftsteller, aus kleinbürgerlichen
Verhältnissen stammend, wurde zunächst als Satiriker und Salon-Animateur
bekannt. Er verschaffte sich so Zugang zur Pariser Salon-Aristokratie,
veröffentlichte in der renommierten Zeitschrift Mercure de France. Europaweit
berühmt wurde er durch seine Akademie-Rede. In der Revolutionszeit vertrat
Rivarol als Journalist die Monarchie und musste deswegen 1792 Frankreich
verlassen. Ab 1795 hielt er sich in Hamburg, ab 1800 in Berlin auf. Dort, kurz
vor seiner Rückkehr ins nunmehr napoleonische Frankreich, starb er 1801.
Dany
Laferrière, geboren 1953 in Port-au-Prince, Haiti, arbeitete zunächst als
Journalist bis er sich unter dem Druck des politisch repressiven Klimas 1976
gezwungen sah, nach Montréal ins Exil zu gehen. 1985 veröffentlichte er seinen
ersten Roman unter dem provokativen Titel Comment faire l‘amour avec un
nègre sans se fatiguer, der ihn als Autor unmittelbar bekannt machte. Er
wurde mit dem Prix Carbet de la Caraïbe und dem Buchpreis des französischen
Auslandsrundfunks ausgezeichnet. Für seinen Roman L’énigme du retour (deutscher
Titel: Das Rätsel der Rückkehr) erhielt er 2009 den prestigeträchtigen
Prix Médicis. Dany Laferrière
lebt in Montréal und Miami. Seit 2014 ist er Mitglied der Académie française.
2014 bekam er gemeinsam mit seiner Übersetzerin Beate Thill den renommierten,
vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin vergebenen, Internationalen
Literaturpreis.
Über die Universalität der französischen Sprache von Antoine de Rivarol mit einem Vorwort
von Dany Laferrière ist bei Das Wunderhorn erschienen.
(JK 08/17)
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