Jérémy Fel: Die Wölfe kommen (dtv)

Frankreich – Ehrengast 2017 der Frankfurter Buchmesse

Was verbindet einen Jugendlichen, der in den 70er Jahren in Kansas das Haus seiner schlafenden Eltern anzündet, einen New Yorker Stricher, der Jahrzehnte später den dreijährigen Sohn einer Kundin entführt, die Kellnerin in Indiana, die von einem grauenhaften Ereignis aus ihrer Vergangenheit eingeholt wird, und den Ehemann, der auf der anderen Seite des Atlantiks rasend vor Eifersucht seine Frau umbringt? Kapitel für Kapitel, Geschichte für Geschichte führt Fel den Leser hinein in ein beängstigendes Labyrinth: Im Epizentrum des von den USA bis nach Europa wabernden Bösen steht der Psychopath, eiskalte Mörder und Gangsterboss Walter Kendrick.

Der Thriller präsentiert sich als eine Sammlung dunkler Geschichten mit ein wenig Hang zum Fantastischen. Jedes Kapitel hat eine Hauptfigur. Jede Figur hat eine komplizierte Vergangenheit oder Gegenwart. Es gibt kaum Dialoge, doch die Beschreibungen sind sehr stimmig und dabei nicht zu lang. Man kann sich mit dem Stil des Autors und seiner Erzählung schnell anfreunden. Je weiter das Buch fortschreitet desto mehr kann man die Verbindungen unter den Figuren ausmachen. Die Figuren finden zusammen, ohne dies unbedingt zu wissen. Der Autor bietet dem Leser die Möglichkeit, die Verbindungen auszuspähen, bevor die betreffenden Figuren sie entdecken. Dabei sind die Verbindungen verschlungen, kompliziert und nicht offensichtlich. Als Leser wartet man auf den großen Knall, der Thriller ist da bereits ein Pageturner.

Jérémy Fel, geboren 1979 in Le Havre, Drehbuchautor und ehemaliger Buchhändler, ist ein großer Fan amerikanischer Literatur und US-amerikanischer Drama-Serien. Sein grandioses Romandebüt Die Wölfe kommen war für Kritik und Leser die Entdeckung der Rentrée 2015 und wurde auf dem Quais du Polar, dem größten Krimifestival Europas, mit dem Prix Polar en Séries 2016 ausgezeichnet.

Die Wölfe kommen  von Jérémy Fel ist bei dtv erschienen. 
(JK 08/17)

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