J.M.G. Le Clézio: Sturm. Zwei Novellen (Kiepenheuer & Witsch)

Frankreich – Ehrengast 2017 der Frankfurter Buchmesse

Mit viel Einfühlungsvermögen und Sinn fürs Detail erzählt Nobelpreisträger Le Clézio in seinen beiden Novellen von Menschen, die nach schweren Schicksalsschlägen und Zeiten des Verlorenseins die Kraft für einen Neuanfang finden.  

So wie der Journalist Philip Kyo, der auf der koreanischen Insel Udo einer verlorenen Liebe nachspürt und der schwer an einer Verfehlung in seiner Vergangenheit trägt. Zwischen ihm und der 13-jährigen vaterlosen June entspinnt sich eine besondere Beziehung, die für beide zum Auslöser wird, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.  

Anders die Geschichte von Rachel aus der zweiten Novelle. Als ihre Familie zerbricht und sie ihr geliebtes Afrika verlassen muss, um nach Frankreich zu ziehen, ist sie gezwungen, sich in einem langen, schmerzhaften Prozess nicht nur nach außen, sondern auch im Verhältnis zu ihrer Familie neu zu orientieren.

Jean Marie Gustave Le Clézio wurde am 13. April 1940 in Nizza geboren und ist in Roquebillière in der Nähe von Nizza aufgewachsen. Er besitzt die französische Staatsangehörigkeit ebenso wie die mauritische. Als Achtjähriger reiste er mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Afrika, um seinen Vater, einen britischen Tropenarzt in Nigeria und Kamerun, kennenzulernen. Dort verbrachte die Familie einige Zeit. 1958 begann er sein Englisch-Studium, zunächst in London und Bristol. Später studierte er Philosophie und Literatur am Collège littéraire universitaire in Nizza. 1964 beendete Le Clézio seine Studien in Aix-en-Provence mit einer Masterarbeit über Henri Machaux, einen belgischen Dichter, Journalisten und Maler. 1966/67 leistete er seinen Militärdienst als Entwicklungshelfer in Bangkok und Mexiko-Stadt ab. 1983 promovierte er an der Universität Perpignan mit einer Arbeit zur Frühgeschichte Mexikos. Le Clézio lehrte an verschiedenen Universitäten, z.B. in Bangkok, Mexiko-Stadt, Boston, Austin, Albuquerque und in Südkorea. Er ist verheiratet und hat drei Töchter.

Le Clézio hatte schon früh mit dem Schreiben begonnen. Seine erste Geschichte entstand während der Schiffsüberfahrt nach Nigeria im Alter von acht Jahren. Mit 23 veröffentlichte er seinen ersten Roman Das Protokoll, der von der Kritik positiv aufgenommen und mit dem renommierten Prix Renaudot ausgezeichnet wurde. Seitdem veröffentlichte der Autor über 40 Bücher – Romane, Erzählungen, Essays und Kinderbücher. Seine Werke gelten als exotisch und experimentell; seine Sprache als poetisch, geheimnisvoll und dennoch klar. Thematisch kreisen sie um Familien- und Frauenschicksale, um Träume und Erwartungen, Idylle und Paradies. 2008 wurde Le Clézio mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Sturm. Zwei Novellen von Jean Marie Gustave Le Clézio ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen. 
(JK 08/17)

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