Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Acht
Jahre ist Vi, als sie mit der Mutter und den drei großen Brüdern aus Vietnam
flieht, in einem Flüchtlingslager in Malaysia landet und schließlich in Kanada
neu beginnt. Erst als erwachsene Frau kehrt sie eine Weile nach Vietnam zurück,
in ein Land, das ihr nach so vielen Jahren fremd ist. Umso stärker ist die
Gegenwart der Erinnerungen: an die abgöttische Liebe der Mutter zu ihrem Mann,
den sie im entscheidenden Moment zurücklässt, um die Kinder zu retten. An Ha,
deren kluge und elegante Freundin, die Vi ermunterte, sich aus der Tradition zu
lösen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und an der Geschmack der
Sehnsucht, der in all den liebevoll zubereiteten Mahlzeiten der Mutter immer
präsent war.
Von
dieser Sehnsucht erzählt Kim Thúy und den vielen Formen der Liebe, poetisch und
anschaulich: „Mein Vorname Vi kündet von der Absicht meiner Eltern, ‚die
Kleinste zu beschützen‘. Wörtlich übersetzt heiße ich ‚winzige Kostbarkeit‘"
– und eine Kostbarkeit ist dieser Roman der Erinnerung an eine fremde Heimat,
an Flucht und Ankunft, an Familie und Tradition. Und an die Freiheit, das Leben
selbst in die Hand zu nehmen.
„Kim
Thúy erzählt ihre leise Geschichte auf sehr asiatische Weise: Dinge und Speisen
werden hier zu Trägern der Gefühle. Heimatgefühl entsteht beim Duft von
geröstetem Zitronengras und dem von in Limetten-Fischsoße sautierten
Bambussprossen. (...) Kim Thúy lässt offen, ob es Vi gelingen wird, eine starke
und unabhängige Frau zu werden, oder ob sich in ihrem Leben das Schicksal der
Mutter wiederholt. Aber vielleicht ist Vis Erkenntnis, dass Vietnam nicht mehr
ihre Heimat ist, ein erster wichtiger Schritt in die Freiheit.“ (Margrit
Irgang, SWR2 Forum Buch)
„Ein
reichhaltiger Roman, der eine Fülle an spannenden Themen und Geschichten zu
bieten hat – trotzdem aber knapp gehalten ist. Diesen reichen Stoff, den andere
auf 800 Seiten auswälzen würden, konzentriert Kim Thúy auf abendfüllenden 140
Seiten – extrem angenehm.“ (Ulrich Noller, WDR Cosmo)
„Mit
dieser kleinen, aber eindrücklichen Geschichte zeigt Kim Thúy, dass ein
'sogenanntes Leben zwischen den Kulturen' nicht von verweigerter Aufnahme und
erzwungener Anpassung geprägt sein muss. Vielmehr findet Vi ihre eigene
Identität, wie die Autorin auch. Ein wichtiges Beispiel in der heutigen Zeit,
das Mut macht.“ (Birgit Koß, Deutschlandradio Kultur)
„Kim
Thúy erzählt mit sinnlichem Gespür. (…) In knappen, prägnanten Bildern pulsierender
Lebendigkeit wird die Welt erfasst.“ (Anja Hirsch, FAZ)
„Kim
Thúy schreibt die Geschichte ihres Volkes im kanadischen Exil, die sich ja auch
dort fortsetzt. Sie tut das in einer faszinierenden Sprache, die fragil wirkt
wie Magnolienblüten, aber auch fest und dicht wie tropische Hölzer - behutsam
in westliche Kultur getauchte asiatische Philosophie.“ (Annemarie Stoltenberg,
NDR Kultur)
„Eines
der wenigen Bücher, die ich zweimal gelesen und mich kein einziges Mal
gelangweilt habe.“ (Christine Westermann, WDR2 Buchtipp)
„Aus
Kim Thúys leise mäanderndem Erzählfluß entsteht eine assoziative Chronologie
mit Vor- und Rückblenden, bei der sich der Bogen von den 1950er Jahren bis in
die Gegenwart spannt.“ (Susanne von Schenck, hr2 Kulturfrühstück)
Kim
Thúy wurde in Saigon geboren und floh als Zehnjährige zusammen mit ihrer
Familie in den Westen. Sie arbeitete als Übersetzerin und Rechtsanwältin und
war Gastronomin, Kritikerin und Moderatorin für Radio und Fernsehen. Als
Autorin wurde sie 2010 mit ihrem in zahlreiche Sprachen übersetzten
Überraschungserfolg Der Klang der Fremde bekannt. Kim Thúy lebt mit
ihrem Mann und zwei Kindern in Montreal.
Die vielen Namen der Liebe von Kim Thúy ist bei Kunstmann
erschienen.
(JK 08/17)
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