Edition Nautilus
Samstag, 02.09.2017
20.00 Uhr
Schützenstraße 49a (Hinterhof), Hamburg
Eintritt: 5 Euro
Lange Nacht der Literatur 2017
Poetik der Kriminalliteratur –
Lesung und Gespräch mit Matthias Wittekindt. Was hat Krimi mit Shakespeare zu
tun? Matthias Wittekindt denkt beides zusammen: Seine hochgelobten und
preisgekrönten Kriminalromane werden in der Presse oft als „anders“
beschrieben; sein Ermittler handelt eher intuitiv, das Verbrechen ist weniger
blutig als alltäglich, seine Themen sind neben Schuld und Sühne auch
Freundschaft und die feinen Bezugslinien dazwischen. Bei der Langen Nacht liest
Matthias Wittekindt aus seinem aktuellen Kriminalroman Der Unfall in der Rue Bisson und spricht mit seiner Lektorin
Katharina Picandet über sein Schreiben.
Ein betrunkener Fahrer,
Regen, eine alte Straße mit wassergefüllten Spurrillen. In der Rue Bisson hat
es einen tödlichen Autounfall gegeben. Doch war es wirklich ein Unfall? Warum
ist Michel Descombes so schnell gefahren, als sei er auf der Flucht? Lieutenant
Ohayon beginnt, im Freundeskreis des Fahrers zu ermitteln. Diese Leute gehören
zu den Gewinnern im aufstrebenden Fleurville: Sie treffen sich regelmäßig zu
Sport und Drinks im Lacombe, dem exklusivsten Club der Stadt. Sie arbeiten als
Makler, Versicherer, Psychiater, eine hat ein Tonstudio. Ganz offenbar die
typische aufstrebende Schickeria, aber was wissen sie selbst über sich, über
einander, und was davon geben sie preis? Und was bereitet Alain Chartier, dem
besten Freund des Toten, solche Sorgen, dass sein Leben aus der Spur zu geraten
scheint wie Michels Auto? Einige Leute aus dem Kreis scheinen sofort
verdächtig, aber schon bald ist nichts mehr so, wie es zuerst schien in diesem
Gespinst aus Spekulationen, aus Freundschaftsdiensten und Angst vor
Gesichtsverlust, in dem sich selbst Ohayons Intuition zu verheddern droht. Und
der allwissende Erzähler ist zwar kommentierfreudig, aber eher unzuverlässig.
Wittekindt’sche Unschärfenarration at its best!
Matthias Wittekindt wurde
1958 in Bonn geboren. Nach dem Studium der Architektur und Religionsphilosophie
arbeitete er in Berlin und London als Architekt. Es folgten einige Jahre als
Theaterregisseur. Seit 2000 ist er als freier Autor tätig, schreibt u.a.
Radio-Tatorte für den NDR. Für seine Hörspiele, Fernseh-Dokumentationen und
Theaterstücke wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Für seinen Krimi Marmormänner wurde er mit dem 3. Platz
des Deutschen Krimipreises 2014 ausgezeichnet.
Seit über 40 Jahren taucht
die Edition Nautilus im Büchermeer nach erlesenen Perlen. Neben deutscher und
internationaler Belletristik sowie Kriminalliteratur zählen anarchistische und
situationistische Schriften ebenso zum Verlagsprofil wie die
Flugschriften-Reihe mit aktuellen gesellschaftspolitischen Texten. AutorInnen
wie Shumona Sinha, Jochen Schimmang, Laurie Penny und Jérôme Leroy
repräsentieren auf unterschiedliche Weise den Leitsatz des Verlages: „Unkonventionell,
eigenwillig, kämpferisch!“.
Der Unfall in der Rue Bisson von Matthias
Wittekindt ist bei Edition Nautilus erschienen.
(JK 08/17)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen