Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Dreh- und Angelpunkt von
Georges Perecs nun endlich wieder im regulären Buchhandel verfügbaren
Kultklassiker ist ein Pariser Mietshaus, das in 99 Kapiteln ebenso viele Zimmer
vorstellt, und deren exakt 1467 Figuren zählendes Personal (Bewohner und
Besucher, Vorgänger und Liebhaber, Verwandte und Verflossene…) an einem Roman
sondergleichen weben. Unwiderstehlich hineingezogen in ergreifende, spannende,
witzige, unglaubliche, grausige und verrückte Erzählungen, lesen wir von
Einsamkeit und Verstrickung, Scheitern und Glück und dabei stets große Literatur.
Das Leben. Gebrauchsanweisung entwirft ein kaleidoskopisches Panorama, ein
kunstvoll gestaltetes Puzzle der menschlichen Existenz.
Georges Perec war einer der
wichtigsten Vertreter der französischen Nachkriegsliteratur und Filmemacher.
Als Sohn polnischer Juden musste Perec als Kind die deutsche Besetzung
Frankreichs miterleben. Sein Vater fiel 1940 als Freiwilliger in der
französischen Armee, seine Mutter wurde 1943 nach Auschwitz verschleppt. Kurz
vor ihrer Verhaftung konnte sie ihren Sohn mit einem Zug des Roten Kreuzes aufs
Land schicken und ihm so das Leben retten. 1967 trat Perec der literarischen
Bewegung Oulipo bei, die Raymond Queneau ins Leben gerufen hatte. Das Kürzel
Oulipo steht für „L' Ouvroir de Littérature Potentielle“, d.h. „Werkstatt für
Potentielle Literatur“. Die Schriftsteller von Oulipo, die aus dem „Collège de
Pataphysique“, surrealistischen Gruppierungen oder dem Kollektiv „Nicolas
Bourbaki“ stammten, erlegten ihren Werken bestimmte literarische oder
mathematische Zwänge auf, etwa den Verzicht auf bestimmte Buchstaben. Perecs
Werk Anton Voyls Fortgang kommt so
ganz und gar ohne den Buchstaben E aus. In den 70er Jahren begann Perec
ebenfalls mit Erfolg Filme zu drehen. Kurz vor seinem 46. Geburtstag starb
Georges Perec an Lungenkrebs.
Das Leben. Gebrauchsanweisung von Georges Perec ist bei Diaphanes
erschienen.
(JK 10/17)
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