Uebel & Gefährlich
Montag 23.10.2017 20.30 Uhr
Feldstraße 66, Hamburg
Eintritt: 14.65 Euro
Stefanie Sargnagel stellt ihr neues Buch Statusmeldungen
vor, der bei
Rowohlt erschienen ist. Im Vorprogramm spielt die Band Klitclique.
Neue Wiener Lakonie
Sie hat sich den Namen
Sargnagel gegeben, obwohl sie eigentlich Sprengnagel heißt, und da passt
Stefanie Sargnagel natürlich schon sehr viel besser zu ihrer Literatur. Es ist
genau dieser kleine Kick, dieser Dreh, der ihren oft kurzen Texten die
entscheidende Wendung gibt und Abgründe offenbart, zum Beispiel so: „Ich stell
eine Winkekatze in die Babyklappe.“ Sargnagel steht jetzt auch auf einem sehr
schönen, sehr blauen Buch mit Statusmeldungen und so ziemlich alles
versammelt, was ihr von Juli 2015 bis zum Februar 2017 eingefallen ist,
jedenfalls könnte man das denken, bei all dem, was da an Alltag reingepackt
ist.
In ihrem Buch tritt die
in Wien lebende Autorin und Künstlerin dann auch als Lara Schmitz auf und als
Stefanie Fröhlich meldet sie sich im Callcenter der Rufnummernauskunft. Mit
ihren kurzen Tagebucheinträgen erreicht sie im Internet ein großes Publikum,
doch viel wichtiger ist, dass ihre Texte alle Genregrenzen sprengen und radikal
ehrlich sind. Das ist in ihrer neuen Wiener Lakonie manchmal brüllend komisch:
„Ich glaub nicht, dass es Zufall iss, dass so viele Afrikaner nach Österreich
kommen und plötzlich hamma 40 Grad!“ Sie verstößt damit gerne gegen den guten
Geschmack: „Ich bin zu faul, aus dem Bett aufzustehen. Soll ich im Bett
scheißen? Würde mich diese Erfahrung verändern? Oder würde ich dieselbe
bleiben?“ (29.9.2015) Sie findet für die großen wie die kleineren Zumutungen
der Existenz eigentlich immer eine passende Antwort: „Schwanz ist die Abkürzung
von Schwanentanz“ (28.2.2016). Und Stefanie Sargnagel hat manchmal richtig gute
Ideen: „Der beste Job ist, wenn man einfach einen Brunnen hat und die Leute
Geld reinwerfen“.
Stefanie Sargnagel, geboren
1986, studierte in der von Daniel Richter angeleiteten Klasse der Akademie der
Bildenden Künste Wien Malerei, verbrachte aber mehr Zeit bei ihrem Brotjob im
Call-Center, denn: „Immer wenn mein Professor Daniel Richter auf Kunststudentenpartys
auftaucht, verhalten sich plötzlich alle so, als würde Gott zu seinen Jüngern
sprechen. Ich weiß nie, wie ich damit umgehen soll, weil ich ja Gott bin.“ Seit
2016 ist sie freie Autorin – und verbringt seitdem mehr Zeit bei ihrem
Steuerberater. Sie erhielt den BKS-Bank-Publikumspreis beim Wettbewerb zum
Ingeborg-Bachmann-Preis 2016.
Statusmeldungen von Stefanie Sargnagel ist bei Rowohlt erschienen.
(JK 10/17)
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