Ein junger
vietnamesischer Geflüchteter gerät in den späten Siebzigerjahren in eine
Schwulen-WG in San Francisco und erleidet einen profunden Kulturschock; ein
Physikprofessor mit Demenz im Frühstadium beginnt, seine Frau mit einer
Geliebten aus der alten Heimat zu verwechseln; eine junge Frau besucht ihre
Halbgeschwister in Ho-Chi-Minh-Stadt und gibt vor im Einwanderungsland Amerika
erfolgreicher zu sein, als sie eigentlich ist.
Die acht Erzählungen,
angesiedelt in den Siebziger- und Achtzigerjahren, die dieser Band versammelt,
handelt von Menschen, die in den Monaten und Jahren nach dem Fall von Saigon
aus Vietnam geflüchtet sind und versuchen, in Amerika eine neue Heimat zu finden.
Stilistisch brillant und
scharf beobachtet, beleuchtet Viet Than Nguyen die Sehnsüchte jener, die ihr
Herkunftsland verlassen müssen, um woanders neu anzufangen, das Leben zwischen
zwei Welten, die Hoffnungen und Härten, die mit der Migration verbunden sind,
und den Wunsch nach Verortung und Selbstverwirklichung, der unser aller Leben
prägt. Ein fesselndes Zeugnis der universellen Erfahrung von Verlust, Flucht,
Vertreibung und der Suche nach der eigenen Identität.
Vom
Autor brillant geschrieben, ist das amerikanische Vietnam-Trauma für deutsche
Leser weniger präsent, und er thematisiert in seinen Geschichten universelle
Aussagen zu Flucht und Vertreibung, welche wiederum in der aktuellen
gesellschaftlichen Diskussion in Deutschland eine grosse Rolle spielen.
Viet
Thanh Nguyen, geboren 1971 in Südvietnam, floh nach dem Fall von Saigon 1975
mit seinen Eltern in die USA. Er studierte Anglistik und Ethnic Studies in
Berkeley und arbeitet seit seiner Promotion 1997 als Hochschullehrer an der
University of Southern California in Los Angeles. Für sein Romandebüt, den
internationalen Bestseller Der Sympathisant, erhielt er 2016 den
Pulitzer-Preis und den Edgar Award.
Die Geflüchteten von Viet Thanh Nguyen ist bei
Blessing erschienen.
(JK 12/18)
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