Kölibri
Donnerstag, 12.09.2019 19.00 Uhr
Hein-Köllisch-Platz
11, Hamburg
Eintritt: 3.50 Euro
Der tschechische Schriftsteller Jáchym Topol liest
aus seinem neuen Roman Ein empfindsamer Mensch, der bei Suhrkamp erschienen
ist und der als „politischer Gegenwartsroman“ gefeiert und auch in der deutschen
Kritik hochgelobt wurde. Jana Halamíčková moderiert.
Der Roman spielt 2015 und
nimmt Motive aus Topols Road-Novel Die Schwester auf, mit der er als
junger Dichter berühmt wurde. Damals reisten seine Helden durch eine Landschaft
nach dem Ende des Ost-West-Konflikts, die ihnen die Lavabrocken der
Vergangenheit vor die Füße schleuderte – alles war in Bewegung, die einst
geschlossenen Gesellschaften brachen auf in eine ungewisse, aber lockende
Freiheit. Eine tschechische Künstlerfamilie, eine Art Living Theatre, gastiert
beim Shakespeare Festival in Großbritannien und wird von Brexit-Anhängern aus
dem Land gejagt (LEAVE MEANS LEAVE! NO CZECH VERMIN!). Im Campingwagen reisen
sie quer durch Europa, gegen den Strom der Flüchtlinge, Richtung Osten. Sie
geraten ins russisch-ukrainische Kriegsgebiet, treffen Gérard Depardieu,
stehlen seinen BMW und machen sich auf den Heimweg nach Böhmen. Ihre Odyssee
führt durchs „Labyrinth der Welt“, ins „Lusthaus des Herzens“ und durch einen
Kontinent, der wieder Mauern hochzieht und sich in nationalistische Träumereien
verkriecht, während die Suche nach dem Sinn menschlichen Daseins und der
eigenen Identität immer weitergeht.
Jáchym Topol, 1962 in
Prag geboren und Sohn des Dramatikers Josef Topol, war nicht nur der Star des
literarischen und musikalischen Underground vor 1989 sondern ist auch heute
noch der bekannteste tschechische Autor seiner Generation. Als Sechzehnjähriger
unterzeichnete er die Charta 77, 1985 begründete er das Underground-Magazin
Revolver Revue, seine Zeit als Wehrpflichtiger verbrachte er mit anderen
Intellektuellen in der Irrenanstalt, er arbeitete als Heizer und Lagerarbeiter.
In den 90er Jahren studierte er Ethnologie und bereiste zwischen 1989 und 1991
als Journalist für die Wochenzeitung Respekt und Drehbuchautor Osteuropa. 1988
erschien in Samizdat sein erster Gedichtband Ich liebe Dich bis zum Irrsinn,
1992/93 folgten Am Dienstag gibt es Krieg und Ausflug zur
Bahnhofshalle. Seinen Durchbruch als Schriftsteller hatter er mit dem Roman
Die Schwester. Es folgten Engel EXIT, Nachtarbeit, Zirkuszone
und Die Teufelswerkstatt. Topol lebt in Prag.
Ein empfindsamer Mensch von Jáchym Topol ist bei Suhrkamp erschienen.
Eine Veranstaltung der DEuCZe
e.V. – Verein für Deutsch-Tschechische Verständigung.
(JK 09/19)
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