stories!
im Falkenriedquartier
Dienstag, 15.10.2019
19.30 Uhr
Straßenbahnring
17, Hamburg
Eintritt: 5 Euro
La Madre Moretta erinnert sich: Véronique Olmi stellt
ihren Roman Bakhita vor, der bei Zsolnay erschienen ist.
Sie hat immer wieder von
ihren Erlebnissen erzählt, und Josefina Bakhita wurde mit einem Buch über ihre „Storia
mervagliosa“, ihre „wunderbare Geschichte“, die zuerst als Artikelserie
erschien, auch schon zu ihren Lebzeiten in Italien berühmt. Véronique Olmi hat
die Fakten in ihren Roman Bakhita einfließen lassen, deutet immer wieder
aber auch an, wo sie diese Erzählungen für die Handlung ergänzte, damit ein
Roman daraus werden konnte. Es ist die Passionsgeschichte eines misshandelten
Mädchens und die Geschichte einer Nonne, die als Heilige verehrt wird.
Seliggesprochen wird
Josefa Margarita Fortunata Maria Bakhita 1992 von Papst Johannes Paul II., der
sie im Jahr 2000 dann auch heiligspricht. Es gibt einen Gedenktag, den 9.
Februar, der an sie erinnert, er wurde von Papst Franziskus 2015 eingeführt und
zum Tag des Gebets für die Opfer des Menschenhandels erklärt. Ihr Name „Bakhita“
heißt übersetzt „Die Glückliche“, sie bekommt ihn von Sklavenhändlern, nachdem
sie sich an ihren eigenen Namen nicht erinnern kann. Verschleppt wird sie etwa
1876 im Sudan als Kind mit sieben Jahren. Die französische Schriftstellerin
Véronique Olmi erzählt in ihrem Roman Bakhita die Geschichte des
Leidensweges, der sich daran anschließt, und die Geschichte der späteren
Ordensschwester, die als „Madre Moretta. Mutter und Schwarze“ in Italien
berühmt wird. Noch als junge Frau kommt sie in Italien aus der Sklaverei frei,
lässt sich taufen und tritt dem Orden der Canossianerinnen bei. Vor allem den
Kindern erzählt sie in Schio in Venetien, wo sie im Kloster lebt, Geschichten
aus ihrer Kindheit in Afrika und von ihren Erlebnissen in der Sklaverei. Und im
Orden erkennt man bald das große Potenzial, das die Geschichten zusammen mit
dem Befremden haben, das „Bakhita“ durch ihr Anderssein hervorruft und die
große Offenheit, mit der sie den Menschen begegnet. Nach Stationen als
Küchenchefin, in der Sakristei und im Krankenzimmer wird sie Pförtnerin und
damit zum Aushängeschild des Klosters. Die Geschichten ihrer „Storia
mervagliosa“ werden veröffentlicht und in immer neuen Buchausgaben verkauft,
man fotografiert sie mit einem Buch und „mit gefalteten Händen“. Und man schickt
sie auf eine Lesereise durch Italien. „Bakhita“ stirbt 1947 in Schio mit 78
Jahren. Bis zu ihrer Heiligsprechung über 50 Jahre später wird sie noch so
manches Wunder wirken. Gelungen ist „Madre Moretta“ das auch deshalb ganz
mühelos, weil sie durch ihr eigenes Schicksal für uns alle eine Tugend fassbar
macht: Hoffnung.
Véronique Olmi wurde 1962
in Nizza geboren und lebt heute in Paris. Die ausgebildete Schauspielerin hat
zahlreiche Theaterstücke verfasst und ist eine der bekanntesten Dramatikerinnen
Frankreichs. Ihre Romane sind internationale Bestseller, so z. B. Das Glück,
wie es hätte sein können. Bakhita wurde in Frankreich von der Presse
hochgelobt und war ein großer Verkaufserfolg.
Bakhita von Véronique Olmi ist bei Hoffmann und
Campe erschienen.
(JK 10/19)
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