Michel Abdollahi liest aus seinem neuen Buch Deutschland
schafft mich ab. Als ich erfuhr, dass ich doch kein Deutscher bin, das bei Hoffmann
und Campe erschienen ist.
Michel Abdollahi ist nicht nur eine „Koryphäe“ (taz)
der Poetry Slam Szene, sondern man kann den studierten Juristen und
Islamwissenschaftler gut und gerne als Mister Poetry Slam schlechthin
bezeichnen, jedenfalls in Hamburg. Er hat die Veranstaltungsreihe Kampf der Künste gegründet und moderiert
seit vielen Jahren die ganz großen Slams, ist inzwischen aber auch im Fernsehen
präsent. 2016 wurde er mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, 2017
erhielt er den Gustaf-Gründgens-Preis. In den letzten Jahren hat Michel
Abdollahi, der 1981 in Teheran geboren wurde, 1986 mit seiner Familie nach
Deutschland kam und in Hamburg aufgewachsen ist, jedoch zunehmend unter einem
gesellschaftlichen Klima gelitten, das sich radikal veränderte. In seinem neuen
Buch Deutschland schafft mich ab
erzählt er, wie es ist, wenn man mit Hassmails und Morddrohungen leben muss und
sich in einer Gesellschaft wiederfindet, in der rechtes Denken zunehmend für
normal gehalten wird.
Von Deutschlands „Super-Vorzeige-Migrant“ zum
Hassobjekt der Rechten. Michel Abdollahi ist ein echter „Hamburger Jung“ – so
dachte er jedenfalls von sich. Bis die AfD in die Parlamente einzog und die
gesellschaftliche Debatte radikal veränderte. Auf einmal sind Menschen mit
schwarzen Haaren „Vergewaltiger“ und „Kopftuchmädchen“, jeder Muslim ein „Bombenleger“.
Zu Michel Abdollahis Entsetzen werden solche Aussagen auch noch von einem
Großteil der Medien und der demokratischen Parteien diskutiert, was erst recht
dazu führt, dass sich der Hass voll entlädt. Deutschland schafft mich ab ist ein erschütterndes Zeugnis einer
Gesellschaft, für die rechtes Denken zunehmend normal wird, und in der Menschen
mit Migrationshintergrund zu Hassobjekten geworden sind. „Abdollahi bringt das
Herumgeeier auf den Punkt, in das viele Deutschen geraten, wenn sie versuchen
zu begreifen, dass das Land in dem sie leben, sich geändert hat, und weiter
ändern wird und muss.“ (Süddeutsche Zeitung)
Benjamin Maack, geboren 1978, studierte
Kunstgeschichte, Philosophie und Volkskunde. Er veröffentlichte die
Kurzgeschichten- und Gedichtbände Du bist es nicht, Coca Cola ist es
(2004), Die Welt ist ein Parkplatz und
endet vor Disneyland (2007) und Monster
(2012). Er lebt und arbeitet als Autor und Journalist in Hamburg.
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