Isabella Hammad: Der Fremde aus Paris (Luchterhand)

Virtuos erzählt Isabella Hammad in ihrem Roman Der Fremde aus Paris vom Leben eines Grenzgängers und Wurzellosen.

Montpellier, zu Beginn des Ersten Weltkriegs: Als der junge Palästinenser Midhat von Bord eines Dampfers aus Alexandria geht, ist das für ihn der Aufbruch in eine strahlende Zukunft. Begierig wirft er sich in sein Medizinstudium, saugt die französische Kultur auf, verliebt sich in die emanzipierte Jeannette. Doch in den vom Krieg aufgeschreckten bürgerlichen Salons bleibt Midhat ein Fremder – und muss lernen, wie zerbrechlich alles ist: aus Freunden werden Feinde, aus Liebe wird Verrat. Er flüchtet sich in das exzessive Treiben in Paris und von dort zurück in die strenge väterliche Obhut nach Palästina. Doch auch aus seiner Heimat ist im Streben um Unabhängigkeit mittlerweile ein Pulverfass geworden...

Isabella Hammad hat einen bewegenden Roman einer Liebe zwischen den Kulturen geschrieben. Auf literarisch hohem Niveau geschrieben, reibt man sich ein wenig verwundert die Augen, dass dies ihr Debütroman ist. Sie legt die Messlatte für ihre nachfolgenden Werke damit sehr hoch. Sie fordert den Leser allerdings mit diesem mehr als 700 Seiten starke Epos heraus. Mit dem sympathisch dargestellten Midhat erzählt sie detailreich über das Schicksal der Palästinenser, eine aufwühlende Geschichte. Zur Orientierung hält das Buch im Anhang einen Abriss der palästinensischen Geschichte für den Leser bereit.

Isabella Hammad wuchs in London auf, lebt in London und New York. Ihre Erzählungen erschienen u.a. in The Paris Review und wurden mit dem Plimpton Prize for Fiction ausgezeichnet. Ihr Debütroman Der Fremde aus Paris ist angelehnt an die Geschichte ihres eigenen Urgroßvaters. Er wurde weltweit in 16 Länder verkauft und ist für den Observer eines der wichtigsten Debüts sowie für die New York Times einer der wichtigsten Romane 2019.

Der Fremde aus Paris von Isabella Hammad ist bei Luchterhand erschienen.
(JK 09/20)

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