Ramón hat alles, was man
sich wünschen kann – Erfolg im Job, eine fürsorgliche Ehefrau, zwei aufgeweckte
Kinder. Doch als er nach einer Operation seine Stimme verliert, ändert sich
sein Leben. Die Familienmitglieder nutzen seine fatale Lage aus.
Ramón ist einsam und
verzweifelt, keiner versteht ihn, bis die Haushälterin sein Leid nicht länger
mitansehen kann und Abhilfe schafft. Sie kauft ihm einen Papagei. Benito ist
auf dem Marktplatz groß geworden und hat dort drastische Schimpfwörter gelernt,
die Ramón aus der Seele sprechen. In stummen Wutmonologen schüttet er
seinerseits dem Papagei sein Herz über seine verlogenen Verwandten und Freunde
aus. Es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Auf überraschend leichte
Weise geht der Autor mit der fatalen Diagnose Krebs in seinem Buch um. Er
erspart zwar keinen tragischen und dramatischen Umstand dieser Krankheit, aber
was er dabei zum Ausdruck bringt, ist neu und beeindruckend. Rechnet man mit
einer Geschichte um Versöhnung und weiser Einsicht durch die fatale Krankheit,
dreht der Autor den Spieß um und zeigt auf groteske Weise das Unvermögen der Versöhnung
auf. Es ist ein Genuss, dem Autor auf diesem Weg durch die Geschichte zu
folgen. Jorge Comensal rechnet auf höchst vergnügliche Weise mit einer Gesellschaft
ab, in der nur Schönheit, Erfolg und Gesundheit zählen. Mit brillantem
schwarzem Humor geschrieben, ein weiser, bitterböser und zugleich tröstlicher
Roman über große Themen – Abschiednehmen, Leben und Tod, Wahrheit und Lüge,
Verwandlungen und Gefühle, die bleiben.
Jorge Comensal wurde 1987
in Mexiko-Stadt geboren, wo er auch lebt. Er ist Doktorand an der
philosophischen Fakultät der UNAM in Mexiko-Stadt, veröffentlichte bislang
Essays und Beiträge in verschiedenen Zeitschriften. Verwandlungen ist
sein erster Roman.
Verwandlungen von Jorge Comensal ist bei Rowohlt erschienen.
(JK 02/20)
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