Ein Mann in den Fängen der Justiz, ein Mord – und Wien im Opernballfieber, darum dreht es sich im Roman Rechtswalzer von Franzobel, der bei btb als Taschenbuch erschienen ist.
Der erfolgreiche Getränkehändler und Barbesitzer Malte Dinger ist ein Glückspilz. Als er jedoch unverschuldet in die Fänge der Justiz gerät, steht plötzlich seine ganze Existenz auf dem Spiel. Für den Balkan-Casanova Branko ist das Leben da schon vorbei. Vieles deutet darauf hin, dass er das Opfer abseitiger sexueller Praktiken geworden ist, doch Kommissar Groschen glaubt nicht recht daran. Das Verhältnis Brankos zu der lustig gewordenen Witwe des Bautycoons Hauenstein bringt dann die Machenschaften der neuen rechtsnationalen Regierung ans Licht, die den bevorstehenden Opernball als Propagandaspektakel inszenieren will.
Es ist etwas faul im Staate Österreich und Franzobl streut genüsslich Salz in die schwärende Wunde in diesem satirisch überspitzten Blick in die nahe Zukunft. Franzobel beschreibt eine beängstigende Zukunftsversion der österreichischen Politik à la George Orwell. Die eigentliche Kriminalgeschichte ist in diesem Roman nebensächlich. Die Leser sind fasziniert und schockiert gleichzeitig. Franzobels neuer Krimi spielt in der Zukunft, ist aber brandaktuell.
Franzobel, dessen eigentlicher Name Franz Stefan
Giebel ist, geboren 1967 in Vöcklabruck, erhielt u. a. den
Ingeborg-Bachmann-Preis (1995), den Arthur-Schnitzler-Preis (2002) und den
Nicolas-Born-Preis (2017). Mit seinem Roman Das Floß der Medusa stand er
auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und wurde mit dem Bayerischen
Buchpreis ausgezeichnet.
Rechtswalzer von Franzobel ist bei btb erschienen.
(JK 05/21)
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