Einen unkonventionellen Kriminalroman hat die argentinische Schriftstellerin Claudia Piñeiro in ihrem neuen Buch Elena weiß Bescheid geschrieben, das im Unionsverlag erschienen ist.Rita wird tot aufgefunden, erhängt im Glockenturm der Kirche. Die Polizei geht nach den ersten Ermittlungen von einem Selbstmord auf, was Elena, Ritas Mutter, jedoch nicht glauben kann oder will. Für die alte Dame gibt es nur eine Möglichkeit, hinter das Geheimnis um Ritas Tod zu kommen: Sie muss mit einer Frau sprechen, der sie und ihre Tochter vor zwanzig Jahren geholfen haben. Dafür muss Elena ins Stadtzentrum von Buenos Aires fahren – ein schwieriges und riskantes Unterfangen für jemanden, der an Parkinson in fortgeschrittenem Stadium leidet. Wenn die Wirkung ihres Medikaments endet, wird sie wieder in bewegungsloser Starre versinken.
Elena ist keine klassische Ermittlerin, sie ist eine Mutter, die die Wahrheit erfahren will, was mit ihrer Tochter tatsächlich passiert ist. Dass Elena an Parkinson leidet, erfordert ungewöhnliche Wege, die Erkenntnisse festzuhalten. Elena hat aber auch durch ihre Krankheit eine andere Sichtweise auf Dinge, da sie sich Dinge im Gegensatz zu Gesunden anders einprägen muss. Für jeden, der auf der Suche nach Kriminalliteratur, die nicht nach ausgetretenen Mustern konstruiert ist, ist Claudia Piñeiros Buch ein Volltreffer. Ihre Story ist unverbraucht, ungewöhnlich und unerwartet.
Claudia Piñeiro, Shootingstar der argentinischen Literatur, wurde 1960 in Buenos Aires geboren. Nach dem Wirtschaftsstudium wandte sie sich dem Schreiben zu, arbeitete als Journalistin, schrieb Theaterstücke, Kinder- und Jugendbücher und führte Regie fürs Fernsehen. Ihr Debütroman Ganz die Deine kam 2003 in die Endauswahl für den Premio Planeta, und für ihren zweiten Roman Las viudas de los jueves erhielt sie 2005 den Premio Clarín.
(JK 11/09)
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