Peter Henisch: Der vierte Messias (Deuticke)

Um die Reinkarnation Jesu geht es in Peter Henischs neuem Roman Der vierte Messias, der bei Deuticke erschienen ist.

Dass ein junger Mann, der nach Israel fliegt, die Bibel liest, ist vielleicht nicht ungewöhnlich, doch dass er bei dieser Lektüre lacht, findet Barbara, die im Flugzeug neben diesem seltsamen Menschen sitzt, befremdlich. Da beginnt er, ihr die Passage, die er gerade gelesen hat, auf seine Weise zu erzählen, so, als wäre er dabei gewesen. Barbara hält das vorerst für eine schräge Art von Humor, doch seine Ernsthaftigkeit wird ihr schließlich unheimlich. Wieso sie sich nach einer außerplanmäßigen Zwischenlandung in Rom von Myschkin – so nennt er sich – zum Essen einladen lässt, bleibt ihr selbst ein Rätsel. Am nächsten Tag, auf dem Flughafen von Tel Aviv, ist sie froh, ihn loszuwerden. Doch nach ihrer Rückkehr erwartet sie zu Hause der erste einer Serie von Briefen aus Israel, in denen ein Mann, der sich mit Jesus identifiziert, herauszufinden versucht, warum die Erlösung nicht stattgefunden hat – bis heute. Barbara kann sich der Faszination des jungen Mannes nicht entziehen und reist ihm nach, verfällt ihm langsam mehr und mehr.

In seinem Buch stellt Peter Henisch die biblische Geschichte auf den Kopf. Wirkt seine Geschichte vordergründig als völlig absurd, beschleicht einen nach kurzer Zeit die Ahnung, dass tatsächlich die von den Kirchen vorgegebene Interpretation der biblischen Geschichte nicht nur hinkt sondern tatsächlich als Propaganda zum eigenen Machterhalt benutzt wird. Chapeau! – Herr Henisch. Hat man als Rezensent auch noch das Buch Als Maria Gott erfand von Jürgen Wertheimer, erschienen bei Pendo, gelesen, dann mag man der christlichen Entstehungsgeschichte nun gar nicht mehr trauen. Zuviele Fragen tun sich auf. Diese verrückte Geschichte fesselt den Leser dank der theologischen Beschlagenheit des Autors und – natürlich – auf Grund der schriftstellerischen Leistung und des Könnens des Autors. Obwohl die Lebenssituation der deutschen Literaturkritikerin ein wenig gewollt konstruiert daher kommt, schafft es Henisch jedoch der Konstellation zwischen Myschkin und Barbara Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Peter Henisch wurde 1943 in Wien geboren, er studierte Germanistik, Philosophie, Geschichte und Psychologie. Er ist Mitbegründer der Zeitschrift Wespennest, seit 1971 arbeitet er als freier Schriftsteller und lebt in Wien. 2005 war er mit seinem Roman Die schwangere Madonna und 2007 mit Eine sehr kleine Frau auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis.

Der vierte Messias von Peter Henisch ist bei Deuticke erschienen.
(JK 12/09)

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