Tania James: Atlas des Unbekannten (Knaus)

Zwei Schwestern, die sich verlieren und erst aus der Distanz der Kulturen erkennen, was sie füreinander bedeuten: Die US-Autorin mit indischen Vorfahren Tania James erkundet die Geschichte zweier Frauen zwischen Indien und Amerika in ihrem Buch Atlas des Unbekannten, erschienen bei Knaus.

Am Anfang der Geschichte steht ein Traum und eine Lüge: die 17-jährige Anju hofft auf ein Stipendium in Amerika. Um es zu erhalten, verrät sie ihre Schwester. Linnu wird ihr dies nie verzeihen. Doch für Anju ist Amerika anders als erträumt. Es hält Schmerz und Enttäuschung bereit. Erst die Distanz der Kulturen und die Erfahrung der Fremde öffnen ihr die Augen für den wahren Wert der fernen Schwester.

Tania James erzählt die Geschichte aus wechselnden Perspektiven, mal aus Linnos, mal aus Anjus Perspektive, aber auch durch die anderer nicht im Mittelpunkt stehender Personen. Diese Wechsel erzeugen eine sehr eigene Spannung und es gelingt ihr dadurch die Familiengeschichte fesselnd zu komponieren. Es gibt Geheimnisse in der Vergangenheit, ein Puzzle setzt sich für den Leser langsam zusammen.

Die Geschichte zweier Schwestern, zweier Kulturen und eines gemeinsamen Traums ist faszinierend, der Gegensatz zwischen der Tradition, der Religion und die tiefe Verwurzelung in der Familie, dem gegenüber der brennende Wunsch und die Hoffnung auf ein besseres Leben in Amerika und wie dieser Traum dann tatsächlich im Leben der Menschen Wirklichkeit wird. Eine Wirklichkeit, wie sie sich die Helden so nicht vorgestellt haben.

Tania James, deren Familie aus dem südindischen Kerala stammt, wuchs in Louisville auf, studierte in Harvard und lebt heute in New York. Für ihre Kurzgeschichten erhielt sie zahlreiche Preise. Ihr Debütroman erscheint gleichzeitig in den USA und in Europa.

Atlas des Unbekannten von Tania James ist bei Knaus erschienen.
(JK 11/09)

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