Wie in einem Treppenhaus kreuzen sich in Brigitte Kronauers neuem Roman Zwei schwarze Jäger, der bei Klett-Cotta erschienen ist, die Geschichten und Erinnerungen. Alles scheint der Vorstellungskraft der Schriftstellerin Rita Palka zu entspringen, die sich gelegentlich selbst unter ihr Personal mischt, das verschiedener nicht sein könnte. Ob es nun die Dame im Rollstuhl ist, die ihren ehemaligen Liebhaber auffordert, den Don Juan der Nachbarschaft zu spielen; die Kassiererin, die der Tristesse entfliehen will und Prostituierte wird; der Verlagslektor, der sich in einen Kellner verliebt; oder Wally, die nur zwei Nächte ihres Lebens mit einem Mann verbracht hat. Sie alle verbindet die Sehnsucht nach den verdeckten Träumen des Alltags, in einer Welt, die diese unerfüllbar und lächerlich macht. Und so rücken die Figuren mit ihren Ängsten und Niederlagen immer dichter zusammen, ohne zu ahnen, dass eine von ihnen zur Mörderin wird.Brigitte Kronauer erzählt vom Leben und den Wünschen unterschiedlicher Menschen, die mitunter kein leichtes Schicksal mit sich tragen. So wechseln sich heitere mit betrüblichen Szenen ab, auf die Brigitte Kronauer genau und detailliert blickt. Die Zufälligkeit der Begegnungen ergeben am Ende einen Sinn und so sollte man über die vielen Episoden nicht leichtfertig hinweglesen, denn am Ende besitzen sie eine Bedeutung. Zwei schwarze Jäger kann man getrost eine Meisterwerk nennen.
Brigitte Kronauer, 1940 in Essen geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Hamburg. Ihr schriftstellerisches Werk wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis der Stadt Berlin, mit dem Heinrich-Böll-Preis, dem Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg und dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet. 2004 erschien ihr von der Kritik gefeierter Roman Verlangen nach Musik und Gebirge, 2005 wurde ihr der Büchner-Preis der Darmstädter Akademie verliehen.
(JK 11/09)
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