In der Politik wird gelogen und betrogen, das ist landläufig bekannt. Andreas Eschbach hat sich in seinem neuen Thriller Ein Köng für Deutschland, der bei Lübbe erschienen ist, diesem Thema angenommen und rückt dabei die Debatte um die Wahlcomputer in den Mittelpunkt.Vincent Wayne Merrit, ein US-Amerikaner deutscher Abstammung, kann vielem widerstehen, aber keiner Herausforderung, seine Fähigkeiten als Programmierer unter Beweis zu stellen. Auch nicht, als er im Herbst 2000 beauftragt wird, mal eben ein Programm zu schreiben, mit dem man über Wahlcomputer abgegebene Stimmen fälschen könnte. Nur ein Prototyp, heißt es, zu Studienzwecken. Noch ahnt niemand, dass den USA die umstrittensten Präsidentschaftswahlen aller Zeiten bevorstehen. Kommt Vincents Programm zum Einsatz, um George W. Bush an die Macht zu bringen? Vincent weiß es nicht, aber die Hinweise mehren sich ...
Acht Jahre später wird Vincent erpresst, noch einmal ein solches Programm zu schreiben. Um sich abzusichern, schickt er alles heikle Material nach Deutschland, zu seinem Vater Simon König. Bloß versteht der nichts von Computern und begreift deshalb erst, als er mit ein paar jungen Computerfreaks und Wahlcomputergegnern zusammenkommt, was das alles bedeutet. Gemeinsam entwickeln sie den Plan, eine Partei zu gründen, damit die Wahlen zu gewinnen und auf diese Weise die Gefährlichkeit von Wahlmaschinen zu entlarven. Und was könnte absurder sein als eine Partei zur Wiedereinführung der Monarchie? Es kommt, wie es kommen muss: Simon König gewinnt. Doch warum den Schwindel aufdecken?
Andreas Eschbach kann selbst auf Erfahrungen als Programmierer zurückblicken und präsentiert das brisante Thema sicher und sehr gut recherchiert. Er lässt die Ereignisse und Turbulenzen der ersten Wahl George W. Bushs aufleben und konstruiert daraus seinen Roman. Er zeigt wie angreifbar das politische System durch den Einsatz von Technikiund Computern ist, wie manipulierbar die Wirklichkeit schließlich geworden ist. Man merkt dem Buch an, dass das Thema dem Autor eine Herzensangelegenheit ist und er bezieht entspechend Position, was der Handlung bisweilen die Fahrt nimmt. Da das Verfassungsgericht in Deutschland den Einsatz von Wahlcomputern nicht ausschließt, werden wir uns zukünftig mit dem Thema weiter auseinandersetzen müssen.
Andreas Eschbach, 1959 in Ulm geboren, ist verheiratet, hat einen Sohn und schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Er studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler. Von 1993 bis 1996 war er geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma. Als Stipendiat der Arno-Schmidt-Stiftung „für schriftstellerisch hoch begabten Nachwuchs“ schrieb er seinen ersten Roman Die Haarteppichknüpfer, der 1995 erschien und für den er 1996 den „Literaturpreis des Science Fiction-Clubs Deutschland“ erhielt. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller Das Jesus-Video, das im Jahr 1999 drei literarische Preise gewann und von ProSieben verfilmt wurde. Andreas Eschbach zählt zu den deutschen Top-Thriller-Autoren und lebt nach über 25 Jahren in Stuttgart nun mit seiner Familie seit 2003 als freier Schriftsteller in der Bretagne.
(JK 11/09)
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