
Revolution, Bohème und Libertinage: Im Zürcher Rotpunktverlag ist ein ungewöhnliches Lesebuch und Stadtführer durch die rebellische Geschichte von Paris erschienen: Paris, Stadt der Rebellen von Ramón Chao und Ignacio Ramonet.
Im Herbst 2005 wühlten Krawalle die Banlieues von Paris auf und zeigten, dass diese Stadt bis heute Brennpunkt sozialer Konflikte und politischer Bewegungen ist.
Keine Frage: Paris ist (auch) die Stadt der Revolten und der Revolution. Ging es 2005 um die prekäre Situation Jugendlicher nordafrikanischer Herkunft, so waren es im Mai 1968 die Studenten und später die Arbeiter, die gegen die Bildungspolitik und für mehr Arbeiterrechte auf die Straße gingen. Sie errichteten Barrikaden und griffen damit auf eine alte Pariser „Erfindung“ zurück. Diese wurden auch in der Julirevolution von 1830 und während der Pariser Kommune von 1848 gebaut. Und über allem steht natürlich die Mutter aller Revolutionen, jene von 1789, die die Welt nachhaltig veränderte.
Revolutionäre Persönlichkeiten ließen sich von dem Genie der Stadt anregen – Simone de Beauvoir, Karl Marx, Ho Chi Minh, Claire Lacombe, um nur ein paar zu nennen. Sie debattierten in den Caféhäusern und trafen dort Künstler, die stets für Unruhe sorgten: Chronistinnen und Mahner wie François Villon, George Sand, Émile Zola oder Victor Hugo, die Enfants terribles Arthur Rimbaud, André Breton, Josephine Baker, Erik Satie und viele andere.
Dieses Buch nimmt – als Stadtführer und als Lesebuch – den Leser mit durch die Arrondissements, erzählt Anekdoten und hebt vergessene Schätze der Geschichte von Paris. Ergänzt wird der Band mit vielen historischen und zeitgenössischen Fotos und praktischen Stadtplänen.
Die Autoren unternehmen zehn Spaziergänge. Jeder Spaziergang wird durch ein aktuelles Foto, dem Stadtplan zur Orientierung und der dazugehörigen Metrostation eingeleitet. Lese- und Filmtipps runden jeden Spaziergang ab. Dieser ungewöhnliche Reiseführer beschreibt ein Paris abseits der eingelaufenen touristischen Pfade und stellt Paris unter kulturhistorischem Aspekt vor. Man erfährt viel über das umtriebige politische Paris und verspürt Lust, diese Seite der Stadt genauer erkunden zu wollen. Das Buch ist als Appetitanreger gedacht. Wer auf seinem Spaziergang Neues ausgegraben hat, kann sich dann mit Hilfe der Hinweise auf weiterführende Lektüre noch tiefer in die jeweilige Epoche oder die entdeckte Person vertiefen.
Ramón Chao, 1935 im spanischen Galizien geboren, floh 1956 vor dem Franco-Regime nach Frankreich. Er ist Schriftsteller, Vater des Musikers Manu Chao, langjähriger Chef der Lateinamerikaredaktion von Radio France International, und arbeitet bei Le Monde und Le Monde diplomatique mit.
Ignacio Ramonet, 1943 im spanischen Galizien geboren, lebt seit 1972 in Frankreich. Er war mehrere Jahre Mediendozent und von 1991 bis 2008 Direktor von Le Monde diplomatique.
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