Paul Murray am 23.3.2011 zu Gast im Literaturhaus Hamburg

Literaturhaus Hamburg

Mittwoch, 23.03.2011 20.00 Uhr

Schwanenwik 38, 22087 Hamburg

Eintritt: 6 – 10 Euro

Paul Murray stellt seinen Roman Skippy stirbt vor, der bei Kunstmann erschienen ist. Heiko De Groot liest den deutschen Text, Shelly Kupferberg moderiert.

Da geht einer in die Vollen, wagt gleich in seinem zweiten Roman den großen Wurf und setzt das erste Zeichen im Literaturjahr 2011. Paul Murray heißt der – 1975 geborene – irische Autor, der keine Scheu hat, seine Leser mit knapp 800 Seiten zukonfrontieren, deren keineswegs origineller Schauplatz eine von katholischen Geistlichen geführte Internatsschule ist. Das Seabrock College befindet sich in Dublin und verfüg über ein Arsenal an skurrilen Figuren, das das internatsromantypische Normalmaß übersteigt. Und als wäre es damit an Bedenklichem nicht genug, zeigt Paul Murray keine Hemmungen, seine Hauptfigur Daniel Juster, der – wir erinnern uns sofort! – wie das legendäre australische TV-Känguru Skippy genannt wird, bereits im Romanprolog von der irdischen Welt zu verabschieden: bei einem Doughnut-Wettessen mit tödlichem Ausgang. Erst gut fünfhundert Seiten später kehrt der Roman zu diesem – wie es in der offiziellen Sprachregelung heißt – „tragischen Ereignis” zurück.

Mal derb, mal melancholisch – das sind die Register, die Paul Murray in Skippy stirbt zieht, und nie hat man das Gefühl, dass hier ein Autor auf Teufel komm raus danach trachtet, sich einem jugendlichen Publikum anzudienen. Es geht darum, seine Individualität nicht schon als Schüler zu verlieren, im „Zuckerflash der Gegenwart, in der die Erinnerung Computern überlassen bleibt”. Dagegen wendet sich dieser geschichtenreiche Roman, der ein intelligentes Lesevergnügen der besonderen Art ist. Legen Sie alle anderen Internatsromane getrost zur Seite.

Skippy stirbt von Paul Murray ist bei Kunstmann erschienen.
(JK 03/11)

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