Brasilien
– Ehrengast 2013 der Frankfurter Buchmesse
In 69 Szenen entwirft der erste Roman des
brasilianischen Ausnahmeautors Luiz Ruffato ein kaleidoskopisch fragmentiertes
Abbild der Megacity São Paulo mit ihrem Glamour, ihrem Elend, ihrer
Verlogenheit und ihrem Schmerz. Die verschiedenen Schlaglichter fügen sich zur
Geschichte eines Landes, das von Gewalt und Entwurzelung gezeichnet ist. Jede
der Szenen hat eine eigene Stimme, einen eigenen Ton, eine eigene soziale
Färbung. Mit fast paranoider Präzision gelingt es Luiz Ruffato, den Klang, die
Gerüche, die Farben, die Angst einer 22-Millionen-Stadt poetisch exakt zu
erfassen und zu dem verstörenden Porträt einer zerrissenen Gesellschaft
zusammenzusetzen.
Luiz Ruffato bewegt sich nicht als Flaneur durch die
brasilianische Metropole, sondern als „Zappeur“, der sich kinematografisch in
69 drastischen Szenen durch die Stadt klickt. So gelingt es ihm, die einzelnen
Stimmen wieder hörbar zu machen.
Luiz Ruffato wurde 1961 in Cataguases im
brasilianischen Bundesstaat Minais Gerais geboren und wuchs in einer armen
Migrantenfamilie auf. Er arbeitete u.a. als Verkäufer und Mechaniker und
studierte Journalismus. Im Jahr 1998 veröffentlichte er einen ersten Band mit
Kurzgeschichten. Drei Jahre später folgte der Roman Es waren viele Pferde, der die brasilianische Literatur
revolutionierte, von der Kritik enthusiastisch aufgenommen und u.a. mit dem
Prêmio Machado de Assis der brasilianischen Nationalbibliothek ausgezeichnet
wurde. Eine Jury von Literaturkritikern der Zeitung Globo zeichnete das in
mehrere Sprachen übersetzte Buch als einen der zehn besten brasilianischen
Romane der letzten Dekade aus. Zwischen 2005 und 2011 schrieb Luiz Ruffato den
fünfbändigen Zyklus Inferno provisório,
auf Deutsch ab 2013 bei Assoziation A. Luiz Ruffato lebt in São Paulo. Zusammen mit
Ana Maria Machado ist er der literarische Eröffnungsredner der Frankfurter
Buchmesse 2013.
Es waren viele Pferde von Luiz Ruffato ist bei Assoziation A erschienen.
(JK 10/13)
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