Brasilien
– Ehrengast 2013 der Frankfurter Buchmesse
Kurz vor seinem Tod hat Oscar Niemeyer, der wohl
berühmteste Architekt unserer Zeit, im Alter von 104 Jahren ein Resümee seines
Lebens und zugleich eine große Reflexion über unsere Gesellschaft vorgelegt. „Die
Architektur ist nur ein Vorwand. Wichtig ist das Leben, wichtig ist der Mensch,
dieses merkwürdige Wesen mit Seele und Gefühl, das nach Gerechtigkeit und
Schönheit hungert“ ist die grundlegende Philosophie, die Niemeyers Leben und
Arbeit leitete. In acht kurzen Kapiteln spricht der Protagonist fast eines
Jahrhunderts der Architektur über die Rolle der Fantasie und der Freundschaft,
über Alter, Politik und Kunst, schildert Begegnungen mit Leitfiguren des 20.
Jahrhunderts von Fidel Castro bis Sartre und Le Corbusier. „Jeder muss seinen
Teil beitragen, Neues wagen, Ideen in die Welt setzen“ – in einem Buch voller
Hoffnung, Lebensmut und Leidenschaft erklärt uns der Architekt, der seiner
Heimat Brasilien eine neue Hauptstadt entwarf, warum die Welt sich ändern muss
– und dass es nur von uns abhängt, sie zu einem besseren Ort zu machen.
Der im Dezember 2012 mit 104 Jahren verstorbene
Oscar Niemeyer wurde 1907 in Rio de Janeiro geboren, arbeitete mit Le Corbusier
zusammen und entwarf als einziger Architekt der Welt eine Hauptstadt, Brasilia.
Aufgrund seiner politischen Überzeugungen – Niemeyer war bis 1990 Mitglied der
Kommunistischen Partei – musste er während der Militärdiktatur nach Frankreich
ins Exil. Der Mitbegründer der modernen Architektur, überzeugte Marxist und
große Humanist hat sich zeitlebens für eine gerechte Gesellschaft eingesetzt.
Er lebte in Rio – und arbeitete bis unmittelbar vor seinem Tod in seinem
Architekturbüro.
Wir müssen die Welt verändern von Oscar Niemeyer ist bei Kunstmann erschienen.
(JK 10/13)
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