Literaturhaus
Hamburg
Dienstag, 17.06.2014 19.30 Uhr
Schwanenwik 38, 22087Hamburg
Eintritt: 6 – 10 Euro
Literatursoiree:
Lothar Müller trifft Ann Cotten, von der bei Suhrkamp ihre Erzählungen Der schaudernde Fächer erschienen sind.
Wo Monat
für Monat Autoren ihre druckfrischen Neuerscheinungen präsentieren und wo
leidenschaftlich über aktuelle Strömungen der Literatur debattiert wird, da tut
es gut, sich aus dem rotierenden Literaturbetrieb zu entfernen, die Langsamkeit
wiederzuentdecken und über grundsätzliche ästhetische Fragen nachzudenken. Die
Reihe »Literatursoiree« schafft einen solchen Raum.
Moderator
der »Literatursoiree« ist Lothar Müller, der als Feuilletonredakteur der Süddeutschen
Zeitung in Berlin arbeitet. Müller begrüßt diesmal als Gast die Lyrikerin und
Erzählerin Ann Cotten. 1982 in Iowa geboren, kam sie mit fünf Jahren nach
Österreich und lebt heute in Berlin. Die zuletzt mit dem Wilhelm-Lehmann-Preis
ausgezeichnete Autorin sorgte früh als theoretisch versierte, nicht auf platte
Unterhaltungsgelüste Rücksicht nehmende Dichterin für Aufsehen: „Ein Vorschlag
für den Sinn von Dichtung wäre, Strukturen und dynamische Strukturen zu zeigen
oder zu proben. Solche, die anders sind als das im Alltagsprachgebrauch
Etablierte.“ Zuletzt veröffentlichte sie bei Suhrkamp die begeistert
aufgenommenen Erzählungen Der schaudernde
Fächer, Texte voller „Sinnlichkeit der schillernden Wortwelten“ (Neue
Zürcher Zeitung).
„Ein paar Geliebte hatte ich, die wie Teeschalen waren, in die ich mich
jeden Abend vertiefen wollte.“ Die das sagt, ist nicht die Sorte Mensch, sich
von Rührung beeindrucken zu lassen. Aber der traurige Student im Pierrotkostüm
fällt ihr auf. Und als er eines Abends auf der Treppe vor ihr sitzt, nimmt sie
ihn mit.
Der Hof einer japanischen Universität, ein abgelegenes Dorf in der
Ukraine, Berliner Clubs, ein Bus, der sich seinen Weg durch die nächtliche
algerische Wüste sucht – das sind nur ein paar der Orte, an denen die Helden
dieser Erzählungen unterwegs sind, immer in den einen oder anderen Anblick
versunken, immer bereit, vor der Liebe die Flucht zu ergreifen, um der
Schönheit selbst ins Gesicht zu sehen.
Schwungvoll spannt Ann Cotten einen schillernden Fächer auf –
aquarellierte Seegurken auf der einen Seite, auf der anderen Menschen in
Liebeswirren. Die Wendigkeit ihrer Lyrik findet sich auch in diesen
Erzählungen: Sie sind verspielt und zynisch, offenherzig und doch
unwiderstehlich.
Der
schaudernde Fächer von Ann Cotten ist bei Suhrkamp
erschienen.
(JK 06/14)
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