Eine sehr
traurige Nachricht erreichte uns am Wochenende: Nadine Gordimer ist im Alter
von 90 Jahren am vergangenen Sonntag in Johannesburg verstorben. Wir verneigen
uns vor dieser einzigartigen Frau und ihrem Lebenswerk.
Nadine
Gordimer wurde 1923 in dem Minenstädtchen Springs, östlich von Johannesburg,
einer der Orte entlang des Höhenzugs Witwatersrand, die Ende des 19.
Jahrhunderts durch den Goldbergbau entstanden. Jahrzehntelang schrieb sie gegen
das Apartheidregime an und setzte sich mit dessen zerstörerischen Folgen für
die schwarze und weiße Bevölkerung auseinander. Beinahe ihr gesamtes Leben
lebte und schrieb Gordimer in einem Südafrika, das von Apartheid gespalten war.
Sie gehörte in den 1950er Jahren zu einer kleinen Gruppe, die bewusst die
damaligen Apartheidgesetze missachtete, um diese zu unterhöhlen. Gordimers
konsequentes Eintreten für das Recht auf freie Meinungsäußerung brachte ihr
mehrfach Publikationsverbote in ihrem Heimatland ein.
Der höchste Ehrgeiz eines
Schriftstellers sei immer, zu klären, wie man das nächste Thema angehen will,
beschrieb Gordimer einst. „Ob man die richtige Stimme findet, in der man es
erzählt. Das Problem ist immer das gleiche: Wenn man von einem Thema ergriffen
ist, muss man den richtigen Weg finden, es darzustellen.“ Ihre Protagonisten
stammen aus allen Gesellschaftsschichten: schwarze Hausangestellte, weiße
Anwälte, indische Mütter - Einzelschicksale, anhand derer die Grausamkeit des
gesamten Systems deutlich wird. Zum Beispiel in Der Ehrengast, in dem ein weißer Widerstandskämpfer, der sich für
die Freiheit der Schwarzen einsetze, von schwarzen Randalierern grausam
ermordet wird. Oder in Die endgültige
Safari, in der schwarze Flüchtlinge im Kruger-Nationalpark verhungern, oder
in ihrer Gutenachtgeschichte, in der
ein kleiner Junge durch die Sicherheitsvorkehrungen ums Leben kommt, die ihn
eigentlich beschützen sollten. Das alles sind Erzählungen, mit denen sie die
Welt auf die Situation in Südafrika aufmerksam machte - und so ihren Teil dazu
beitrug, dass das Apartheidsregime 1994 abgeschafft wurde.
„Ich habe ein hohes
Maß an Loyalität für mein Land, das in meiner Sicht großartig mit einer
schrecklichen Geschichte fertig geworden ist“, sagte Gordimer einmal. Doch ihr
Traum einer friedlichen multikulturellen Gesellschaft war noch lange nicht
erreicht, ist es bis heute nicht. In ihrem letzten Buch Keine Zeit wie diese, das 2012 erschien, zog Gordimer daher eine
bittere Bilanz. Diesmal waren es nicht die Weißen, sondern die schwarze
Regierung um Jacob Zuma, die sie kritisierte. Auch mit 90 Jahren war sie so
immer noch eine laute Stimme für den Frieden in Südafrika.
1974 bekam Nadine
Gordimer den Booker Prize, 1991 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur
verliehen aufgrund der offenen und ironischen Art, mit der sie soziales Unrecht
beschreibt. Sie gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit.
Nadine Gordimer verstarb am 13. Juli 2014.
Nadine Gordimer verstarb am 13. Juli 2014.
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