Die britische Krimiautorin Ruth
Rendell starb am 2. Mai im Alter von 85 Jahren vier Monate nach erlittenem Schlaganfall in London. Ihre Werke zählen zu
den Klassikern des englischen Kriminalromans und gelegentlich wurde sie in
einem Atemzug mit Patricia Highsmith und P. D. James genannt. Ruth Rendell war bekannt für ihre
elegante Prosa und wurde wiederholt mit angesehenen Literaturpreisen
ausgezeichnet. Die britische Zeitung The Guardian nahm im Jahr 2009 nicht
weniger als fünf ihrer Romane und Thriller in die Liste der 1000 Romane auf,
die jeder gelesen haben sollte.
Ruth Rendell wurde 1930 als
Ruth Barbara Grasemann in London geboren. Ihre Eltern waren beide Lehrer. Ihre
Mutter war Schwedin, wuchs jedoch in Dänemark auf, ihr Vater war Engländer.
Nach ihrer Schulzeit arbeitete Ruth Rendell einige Zeit als Journalistin. Nach
der Geburt ihres einzigen Sohnes war Ruth Rendell zehn Jahre lang Hausfrau. Parallel
zu ihrer Hausarbeit begann sie in unterschiedlichen literarischen Gattungen zu
schreiben. Ruth Rendell begann in den frühen 1960er Jahren an einem Kriminalroman zu
arbeiten, weil ein Roman dieser literarischen Gattung aus ihrer Sicht die
größte Chance bot veröffentlicht zu werden. Rendell selbst hatte kein
besonderes Interesse an Kriminalromanen. From
Doon With Death (dt. Alles Liebe vom
Tod), Ruth Rendells erster Kriminalroman um Detektive Inspector Reginald
Wexford, erschien 1964. Wexford wurde zum Protagonisten einer ganzen Reihe, die
bis 2014 auf 24 Romane anwuchs und Ruth Rendell zu einer der erfolgreichsten
Schriftstellerinnen Großbritanniens machte. Sie schrieb bis 2014 weitere 28
Kriminalromane ohne den Protagonisten Wexford und seit 1986 außerdem eine Reihe
von Psychothrillern als Barbara Vine, einem Pseudonym, das zusammengesetzt ist
aus ihrem Mittelnamen und dem Geburtsnamen ihrer Großmutter. Die Wahl eines
zusätzlichen Pseudonyms hatte nie das Ziel, die wahre Identität der Autorin zu
verschweigen, sondern wurde breit publiziert. Es sollte dem Leser eine
Orientierungshilfe sein, welche Form von Roman er zu erwarten habe. Die unter
dem Pseudonym Vine geschriebenen Romane weisen nur am Rande Elemente eines
Kriminalromanes auf. Meistens setzen sie sich damit auseinander, dass
Ereignisse der Vergangenheit weitreichende Auswirkungen auf die
Romanprotagonisten haben. Anders als in den unter dem Namen Ruth Rendell
publizierten Romanen und Kurzgeschichten konnte Ruth Rendell hier auf
kriminalroman-typische Elemente wie Hinweise, Forensik, Zeugenbefragungen und
gelegentlich sogar vollständig auf die Beschreibung einer polizeilichen
Ermittlung verzichten.
Ruth Rendell schirmte ihr
Privatleben gegenüber der Öffentlichkeit konsequent ab. Bekannt ist, dass sie
sich 1975 von ihrem Ehemann scheiden ließ. Die beiden heirateten jedoch Jahre
später einander erneut. Zuletzt wohnte und arbeitete Ruth Rendell wieder in
London. Ruth Rendell wurde 2007 in den Adelsstand erhoben und somit Mitglied
des britischen Oberhauses. Sie vertrat dort Positionen der Labour Party. Ruth
Rendell interessierte sich immer für soziale Themen – dies reflektierte sich
auch in ihren jüngeren Romanen. Simisola
(dt. Die Besucherin, erschienen
1994), Road Rage (dt. Wer Zwietracht sät, erschienen 1997) und
Harm done (dt. Das Verderben, erschienen 1999) setzen sich unter anderem mit den
sozialen Folgen von Rassismus, mit Umweltverschmutzung und häuslicher Gewalt
auseinander. Einen Großteil ihres Einkommens spendete sie für
Wohltätigkeitsorganisationen.
(JK 05/15)
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