Abschied von wichtigen literarischen Stimmen: Jackie Collins (*04.10.1937 †19.09.2015), Hellmuth Karasek (*04.01.1934 †29.09.2015) und Henning Mankell (*03.02.1948 †05.10.2015)

Die Bestsellerautorin Jackie Collins starb am 19. September 2015. Sie erlag ihrem Brustkrebsleiden. Collins, die weltweit Erfolge mit ihren Büchern feierte, wurde 77 Jahre alt.

Jackie Collins veröffentlichte 1968 ihr erstes Buch The World Is Full of Married Men, das in Australien und Südafrika zuerst nicht erschienen durfte. Während ihrer schriftstellerischen Karriere schrieb sie mehr als 30 Bücher. Mit ihren oftmals erotischen Liebesromanen war sie zwar bei Kritikern nicht sonderlich beliebt, erreichte aber ein Millionenpublikum von Lesern und verfasste zahlreiche Bestseller, die es alle auf die Bestenliste der New York Times schafften. Sie war die jüngere Schwester der Schauspielerin Joan Collins, die mit ihrer Rolle in der Fernsehserie Denver Clan Weltruhm erlangte.

Der Literaturkritiker und Schriftsteller Hellmuth Karasek ist tot. Er starb am 29. September 2015 im Alter von 81 Jahren.

Zwölf Jahre lang hatte Karasek neben Marcel Reich-Ranicki die ZDF-Sendung Das literarische Quartett geprägt und war so einer breiten Öffentlichkeit bekanntgeworden. Über zwei Jahrzehnte hatte er beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel Einfluss auf das Bild von der Literatur sowie vom Theater und von der Filmkunst in Deutschland genommen.

Geboren wurde Hellmuth Karasek 1934 als eines von fünf Kindern im mährischen Brünn. Ende des Zweiten Weltkrieges floh die Familie vor der Roten Armee nach Bernburg/Saale in Sachsen-Anhalt. Nach dem Abitur übersiedelte Karasek 1952 aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik und studierte in Tübingen Germanistik, Geschichte und Anglistik: „Ich habe in zwei Diktaturen gelebt. Die erste habe ich gemocht und erst später gemerkt, dass das ein Schweineregime war. Die zweite habe ich von Anfang an gehasst“, sagte er einmal.
Karasek begann seine journalistische Karriere 1960 bei der Stuttgarter Zeitung als Redakteur und avancierte wenig später zum Feuilleton-Chef. Nach einigen Unterbrechungen wechselte er 1968 als Theaterkritiker und Feuilleton-Redakteur zur Wochenzeitung Die Zeit und blieb dort bis 1974. Von 1974 bis 1991 leitete er beim Spiegel das Kulturressort, 1996 kam es zum vorläufigen Bruch mit dem Magazin. Nach vierjähriger Pause schrieb Karasek im Jahr 2000 wieder ein Titelgeschichte für das Heft – über Filmdiva Marlene Dietrich.

Sein Romandebüt gab Karasek 1998 mit Das Magazin – über das intrigante Innenleben eines Hamburger Nachrichtenmagazins, was ihm viele übel nahmen. Bis 2004 war er Mitherausgeber des Berliner Tagesspiegel. Neben zahlreichen Büchern (Süsser Vogel Jugend, Soll das ein Witz sein?) schrieb Karasek für Zeitungen wie Die Welt und das Hamburger Abendblatt – wo auch regelmäßig seine Glossen erschienen. Daneben arbeitete er als Dramaturg, Moderator, Biograf etwa des Filmemachers Billy Wilder oder unter dem Pseudonym Daniel Doppler als satirischer Theaterautor (Die Wachtel). „Das Fernsehen hat mein Leben am meisten verändert“, sagte er über seine Zeit beim Literarischen Quartett» einmal. Seitdem kannten die Menschen sein Gesicht, auch wenn sie ihn manchmal mit Literaturnobelpreisträger Günter Grass verwechselten, wie er berichtete. Karasek selbst ging bis ins hohe Alter auf Lesereise und schrieb weiter. Erst 2013 waren wieder zwei Bücher (Auf Reisen. Wie ich mir Deutschland erlesen habe, Frauen sind auch nur Männer) von ihm erschienen.

Der schwedische Schriftsteller und Theaterregisseur Henning Mankell ist am Montag, dem 5. Oktober, im Alter von 67 Jahren in Göteborg einem Krebsleiden erlegen. Henning Mankell war der Erfinder der weltberühmten Krimiserie um Kommissar Kurt Wallander.

Seine Krimi-Reihe mit dem Kriminalkommissar Kurt Wallander machte ihn weltberühmt: Henning Mankell gehörte zu den bekanntesten schwedischen Schriftstellern. Geboren 1948 in Stockholm, studierte Mankell Schauspiel und war ab 1968 als Theaterregisseur und -autor tätig. In den siebziger Jahren erschienen ausserdem seine ersten Romane.
Eine Reise nach Afrika im Jahr 1972 war eine prägende Erfahrung für sein späteres Engagement auf dem Kontinent. In den letzten Jahren verbrachte er einen grossen Teil seiner Zeit in Mosambik, das ihm zur zweiten Heimat geworden war. In Maputo baute er ab 1985 erfolgreich eine professionelle Theatertruppe auf. Mankell engagierte sich auch politisch unter anderem gegen den Vietnamkrieg oder das Apartheidregime in Südafrika. Seine dezidierten Äusserungen gegen die israelische Besatzung Palästinas haben ihm viel Kritik eingetragen.

Seit den neunziger Jahren veröffentlichte Mankell die sogenannten Wallander-Romane um den Kriminalkommissar Kurt Wallander, die in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach auch verfilmt wurden. Laut Hanser Verlag wurde Mankells Werk in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa 40 Romane und zahlreiche Theaterstücke, seine Bücher erreichten eine Gesamtauflage von über 40 Millionen Exemplaren.
(JK 10/15) (Foto Chirbes: Esby; Foto Collins: Dmitry Rozhkov; Foto Karasek: picture alliance/dpa; Foto Mankell: David Shankbone)

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