Evelyn Waugh: Schwarzes Unheil (Diogenes)

Im Diogenes Verlag werden nach und nach die Romane des englischen Autors Evelyn Waugh neu aufgelegt. Kürzlich erschien der Roman Schwarzes Unheil.

Auf Azania, einer fiktiven Insel vor der Küste Afrikas, herrscht Seth, der „Kaiser von Sakuyu, Herr von Wanda und Tyrann der Meere und B.A. der Universität Oxford“. Zusammen mit dem Abenteurer Basil Seal, den er während des Studiums in England kennengelernt hat, versucht er, auf der Insel die moderne Zivilisation einzuführen. Die Ideen der beiden kollidieren auf aberwitzige Weise mit dem rauen Fels der Realität. Und der französische Konsul wittert die Chance für einen Staatsstreich.

Für die Schilderungen im Roman hat Waugh seine Reiseerlebnisse in Abessinien verwertet. Seth, Verkörperung des Fortschritts im Sinne Waughs, will sein Land europäisch reformieren – ein Land, das zwar afrikanisch primitiv, aber schon europäisch verdorben ist. Seth wird ermordet. Sein englischer Berater Basil Seal, hochintellektuell, faul, bar jeder Moral, rettet seine Haut. In diesem Roman tritt zum ersten Mal die raffinierte Grausamkeit der Handlung in Erscheinung, die Waugh zum Anlass für eine oft ätzende Komik nimmt. 1932 hat Waugh diesen Roman geschrieben und für jene Zeit bemerkenswert offene Kritik am Auftreten der weißen Kolonialisten geübt. Er nennt die Absurditäten der damaligen Kolonialreiche beim Namen. Heute liest sich dieser Roman rückblickend als mittlerweile bekannte aber nichtsdestoweniger interessante Bestandsaufnahme. Am meisterlichen Schreibstil Waughs erfreut man sich sowieso.

Evelyn Waugh, geboren 1903 in Hampstead, brach sein Geschichtsstudium in Oxford ab, um sich zum Maler ausbilden zu lassen. 1930 konvertierte er zum Katholizismus. Er war Lehrer, Reporter und Kunsttischler, bis er in der Schriftstellerei sein Metier fand und zu einem der wichtigsten englischen Autoren des 20. Jahrhunderts wurde. Im Krieg diente Waugh als Offizier. Waugh, der seit seiner Studentenzeit seine Neigung zu dandyhafter Extravaganz pflegte, liebte es, das Publikum durch kontroverse Äußerungen zu provozieren. Er starb 1966 in Taunton (Somerset).

Schwarzes Unheil  von Evelyn Waugh ist bei Diogenes als Taschenbuch erschienen. 
(JK 08/14)

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