Peter Fröberg Idling: Gesang für einen aufziehenden Sturm (Insel)

Eindringlich und erschütternd beschwört Peter Fröberg Idling in seinem Roman Gesang für einen aufziehenden Sturm, der bei Insel erschienen ist, einen Augenblick der Geschichte, den die drohenden Schrecken durchziehen wie das sanfte Rauschen eines aufziehenden Sturms, in dem das Schicksal eines Landes zwischen Eros und Macht, politischen Visionen und hoffnungslosen Träumereien besiegelt wird.

Kambodscha, 1955, wenige Wochen vor den ersten freien Wahlen. Unruhe breitet sich aus, Gerüchte mehren sich, Oppositionelle würden verschleppt und getötet. Ein junger Mann bewegt sich lautlos durch die Stadt, durch entlegene Gassen und über prächtige Boulevards. Er träumt von Freiheit und engagiert sich für die Demokraten. Heimlich verfolgt er jedoch eine radikalere Agenda: Er sympathisiert mit den Roten Khmer. Noch aber hat er sich dem bewaffneten Kampf nicht verschrieben, noch liebäugelt er mit einer anderen Zukunft, mit der Frau, die er liebt, mit der schönen Somaly. Als die jedoch ins Visier seines ärgsten Widersachers gerät und Machtphantasien und Begierden in einer fatalen Ménage-à-trois aufeinanderprallen, hat dies weitreichende Konsequenzen, nicht nur für die Beteiligten, sondern für die Zukunft des ganzen Landes.

Peter Fröberg Idling benutzt historische Details und versucht nicht, die Grenze zwischen Realität und Fiktion klar zu trennen. Man erfährt viel über die moderne Geschichte Kambodschas, über die genaue Balance zwischen dem, was gesagt und verborgen wird. Die Geschichte erfasst das komplizierte politische und romantische Machtspiel und enthüllt ebenso die zweifelhaften persönlichen Motive, die mit der ideologischen Überzeugung koexistieren. Der schöne Buchtitel Gesang für einen aufziehenden Sturm macht bereits den Konflikt deutlich. Er gibt die musikalischen Elemente wieder, die nötig sind, den Text zu dem Geheimnis zu tragen: Saloth Sar wird eines Tages Pol Pot und die Ereignisse in Fröberg Idlings Roman porträtieren den Prolog zu einem Völkermord. Der Roman erinnert in seiner zurückhaltenden Kühnheit an die französischen Romane der 1950er Jahre.

Peter Fröberg Idling, geboren 1972, ist ein schwedischer Autor und Literaturkritiker. Er veröffentlichte Essays und Prosatexte, u. a. in der schwedischen Granta (2013). Die literarische Reportage Pol Pots Lächeln (2006) wurde für zahlreiche Preise nominiert, unter anderem für den Ryszard-Kapuściński-Preis. Sein erster Roman Gesang für einen aufziehenden Sturm erschien 2012. Beide Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Gesang für einen aufziehenden Sturm von Peter Fröberg Idling ist bei Insel erschienen.
(JK 08/15) 

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