Reinhard Kaiser-Mühlecker
erzählt in seinem Buch Fremde Seele, dunkler Wald, das bei S. Fischer
erschienen ist, die Geschichte zweier Brüder und ihrer Heimat in
Oberösterreich – ein mit biblischer Wucht erzählter Roman um Missverständnisse,
Tötungen, Familientragödien und Befreiungsversuche.
Alexander kehrt von
seinem Auslandseinsatz als Soldat internationaler Truppen in die Heimat zurück.
Seine Unruhe treibt ihn bald wieder fort. Sein jüngerer Bruder Jakob führt
unterdessen den elterlichen Hof. Als sich sein Freund aufhängt, wird Jakob die Schuldgefühle
nicht mehr los. Der Vater fabuliert von phantastischen Geschäftsideen, während
er heimlich Stück für Stück des Ackerlandes verkaufen muss.
Der Autor schreibt auch
mit seinem neuen Buch einen Antiheimatroman. Seine Figuren versuchen
beharrlich, der ländlichen Enge Oberösterreichs zu entkommen. Reinhard
Kaiser-Mühlecker erzählt kapitelweise im Wechsel von Jakob und Alexander. Seine
Erzählweise ist unterkühlt und lakonisch. Sie passt zu den wortkargen,
beziehungslosen Romanfiguren. Er streift vieles, macht Andeutungen und lässt dabei
einiges offen. Verwandtschaft, Gerede, Mord und religiöse Sehnsüchte binden die
Bewohner aneinander. Das Landleben ist alles andere als ein Idyll. Reinhard
Kaiser-Mühlecker betreibt in seinem Roman feine Psychologie ohne große Worte.
Reinhard Kaiser-Mühlecker
wurde 1982 in Kirchdorf an der Krems geboren und wuchs in Eberstalzell,
Oberösterreich, auf. Er studierte Landwirtschaft, Geschichte und Internationale
Entwicklung in Wien. Sein Debütroman Der lange Gang über die Stationen
erschien 2008. Für sein Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet,
darunter dem Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung, dem Kunstpreis Berlin, dem
Österreichischen Staatspreis und dem Literaturpreis des Kulturkreises der
deutschen Wirtschaft. Sein Roman Fremde Seele, dunkler Wald wurde für
die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2016 nominiert.
Fremde Seele, dunkler Wald von Reinhard Kaiser-Mühlecker ist bei S.
Fischer erschienen.
(JK 12/16)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen