stilwerk
Mittwoch, 21.06.2017
20.00 Uhr
Große Elbstr. 68, Hamburg
Eintritt: 10 Euro. Karten unter www.altonale.de/literatur oder an der
altonale Infobox auf dem Spritzenplatz in Ottensen.
literatur altonale im stilwerk: Seine
Kolumnen sind so vielseitig wie es das Leben vorschreibt. Und witzig,
nachdenklich, sarkastisch, skurril, manchmal wütend, das sind sie auch. Nett
ist der Kult-Kolumnist, preisgekrönte Autor und Humorist Harald Martenstein
dagegen nicht. Jedenfalls nicht in seinen Kolumnen. Davon hätte ja auch niemand
was. Seit einigen Jahren erntet er immer wieder sogar Hasstiraden. Doch Nettsein ist auch keine Lösung, wie
schon der Titel seines neuen Sammelbandes mit „Einfachen Geschichten aus einem
schwierigen Land“ annonciert, der bei C. Bertelsmann erschienen ist. Zum
literatur altonale stellt Harald Martenstein seine neue Kolumnensammlung mit einfachen Geschichten aus einem schwierigen
Land im stilwerk vor.
Zum Auftakt seiner einfachen Geschichten unternimmt Harald
Martenstein eine „Standortbestimmung“, die man als ganz schön nüchternes
Resümee des Kolumnisten lesen kann, der seit einigen Jahren nicht nur seinen
Lebensalltag, Frauen und Männer, „Sex und Nudelsiebe“ thematisiert, sondern
sich auch zu Themen wie „Gender, politische Korrektheit und Feminismus“ äußert.
Er ist „da so hineingeschlittert“, ahnungslos wie er war. Und er hat es mit
„verbissenen Leuten“ zu tun bekommen und die Erfahrung gemacht, dass es Themen
gibt, die in der Presselandschaft mit großer Vorsicht behandelt werden. In der
darauf folgenden Kolumne philosophiert er dann zuerst einmal meisterhaft über
Katzen mit Hitlerbärten und freut sich darüber, dass er vier Paradethemen auf
nur zweieinhalb Seiten unterbringen durfte: Sex, Kinder, Tiere und Nazis.
So kuschelig geht es dann
natürlich nicht weiter, egal, ob er über „Missionare“ schreibt, über „Gott“,
das „Fasten“, „Intelligenz“, „Nichtschwimmer“ und „Arschlöcher“, er eckt gerne
an, der Harald Martenstein. Und provoziert damit Widerspruch und Belehrung. Bei
vielen Kolumnen hat er einen oder mehrere Kommentare aus dem Internet mit ins
Buch aufgenommen. Auf „lobende Kommentare“ hat er dabei „schweren Herzens“
verzichtet. Deshalb stehen da dann oft Sachen wie: „Prototyp des privilegierten
Ignoranten“ (Townsville) oder „verwirrter reaktionärer Bourgeois“
(Profi-Trollerin). Richtig freundlich ist dagegen noch ein Kommentar wie
dieser: „„Erinnert stark an Kishon“. Da braucht man dann nur noch ergänzen:
„Das sind wir von Ihnen ja gewohnt“ („Cherrypicker“).
Nettsein ist auch keine Lösung –
Einfache Geschichten aus einem schwierigen Land von Harald
Martenstein ist
bei C. Bertelsmann erschienen.
(JK 06/17)
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