Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Die
Psychoanalytikerin Catherine Millot erzählt von ihrem Leben an der Seite
Jacques Lacans zwischen 1972 und 1981, seinen letzten Lebensjahren. Das Buch
wurde in Frankreich 2016 mit dem Prix André Gide ausgezeichnet.
Catherine
Millot ist um die dreißig, als sie den siebzigjährigen Lacan kennen und lieben
lernt. Von Anfang an ist ihre Beziehung von Reisen geprägt: nach Rom, Venedig,
Barcelona, Budapest, Beirut, Tirana, London, zu den Kongressen und Vorträgen
Lacans. Er hetzt durch sämtliche Museen und Kirchen, Auto fährt er nur mit
Höchstgeschwindigkeit, missachtet rote Ampeln und überholt am Pannenstreifen
die im Stau steckenden Autos. Beim Skifahren gibt es nur Schussfahrten. Er geht
nur in Restaurants, in denen man ihn kennt und nicht warten lässt. Millot
fasziniert vor allem die Intensität, die die Persönlichkeit Lacans auszeichnet,
sein Begehren, das sich direkt zu äußern scheint und sofortige Erfüllung
verlangt, aber auch die äußerste Konzentration, zu der er fähig ist und die zu
stundenlanger Bewegungslosigkeit beim Arbeiten führt.
Millot
zeigt uns den späten Lacan in intimen und alltäglichen Lebenslagen, in seinem
Landhaus beispielsweise, wo Courbets Ursprung der Welt im Atelier an der Wand
hängt, wo er bei jedem Wetter täglich im Pool schwimmt und endlos mit dem
Borromäischen Knoten spielt, der die Verschlungenheit von Imaginärem,
Symbolischem und Realem versinnbildlicht.
Catherine
Millot ist lacanianische Psychoanalytikerin und Autorin. Sie unterrichtete an
der Universität Paris VIII.
Mein Leben mit Lacan von Catherine Millot ist bei Passagen
erschienen.
(JK 08/17)
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