Noëlle Revaz: Das unendliche Buch (Wallstein)

Frankreich – Ehrengast 2017 der Frankfurter Buchmesse

Ist das ein Science-Fiction-Roman? Eine Dystopie? Eine bitterböse Mediensatire? Eine Posse voller schwarzem Humor? – Vielleicht von allem etwas. Oder besser: sehr viel. 

Noëlle Revaz entwirft ein satirisch-groteskes Zukunftsszenario des Kultur-, Medien- und Literaturzirkus, aber seine Elemente muten gar nicht so unbekannt an. Die Buchpremiere ist eine gigantische Fernsehshow, die Moderatoren werden als Stars gefeiert, die Schriftstellerinnen stellen sich selbst dar. Niemand kommt auf die Idee, ein Buch aufzuschlagen oder gar darin zu lesen. Seine Qualitäten werden zelebriert wie bei einer Prêt-à-Porter-Inszenierung, bestens ausgeleuchtet. 

Neue Ideen und Kreativität sind immer gefragt, allerdings nicht bei der Entstehung eines Kunstwerks, sondern ausschließlich bei der Vermarktung der Leere, etwa wenn zwei Sternchen des Zirkus zu einer Figur verschmolzen werden sollen: Joeanna Fortunaggi – die Sensation der Saison. Unvorhergesehenerweise bringen sie alles durcheinander: Sie tun es wirklich, sie schreiben ein Buch. 

Ein Roman von tiefschürfender Originalität, der nicht zuletzt eine eigenwillige Liebeserklärung an die Literatur ist.

„Noëlle Revaz’ literarische Leistung bleibt (...) der lebendige Gegenbeweis des Untergangs der Literatur in ihrem eigenen Betrieb.“ (Samuel Moser, Neue Zürcher Zeitung)

„Wunderbar komisch und bitter zugleich“ (Beat Mazenauer, St. Galler Tagblatt)

Noëlle Revaz, geboren 1968, lebt in Biel. Für ihren ersten Roman Rapport aux bêtes (deutscher Titel Von wegen den Tieren) ist sie mit einem Preis der Schiller-Stiftung und dem Prix Marguerite Audoux ausgezeichnet worden. Ihr zweiter Roman Efina wurde mit dem Prix Michel-Dentan und dem Prix Alpha der Kantone Bern und Jura (2011) gewürdigt.

Das unendliche Buch  von Noëlle Revaz ist bei Wallstein erschienen. 
(JK 08/17)

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