Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Fast
dreißig Jahre lang bestand die Freundschaft zwischen Alain Robbe-Grillet und
Roland Barthes. Sie begann 1953 mit einem Brief, in dem Barthes den Roman Die
Radiergummis als „gelungen“, weil „avantgardistisch“ charakterisierte. Im Laufe
der folgenden Jahrzehnte entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen dem
Romancier, der in dem Theoretiker den Schriftsteller lobte, und dem Semiologen,
der im Romanautor den praktizierenden Philosophen der „écriture“ schätzte.
Die
hier zum ersten Mal publizierten Stellungnahmen von Alain Robbe-Grillet zu
Roland Barthes zeigen das Spannungsfeld zwischen der Lust am Text und der Lust
am Spiel mit der Fiktion, in dem sich die französische Literatur in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte.
Alain
Robbe-Grillet wurde am 18. August 1922 in Brest geboren. Er hat Landwirtschaft
studiert und später am Institut National
des Statistiques gearbeitet. 1953 publizierte er seinen ersten Roman Les
Gommes. In der Editions de Minuit versammelten sich mit Alan Robbe-Grillet,
Michel Butor, Nathalie Sarraute, Marguerite Duras und Claude Simon die
Gründungsfiguren des Nouveau Roman. „Der Nouveau Roman war von Anfang an sehr
bekannt, aber genauso verkannt“ hat Robbe-Grillet immer wieder gesagt. „Robbe-Grillet
will die Objektivität in der Literatur einführen, schrieben die Kritiker. Ich
protestierte schon damals dagegen – aber niemand nahm es zur Kenntnis.“ 2001,
kurz vor seinem 80. Geburtstag, überraschte Robbe-Grillet Leser und Kritik mit seinem Roman La
Reprise (Die Wiederholung, 2002), der als „Gründungstext des 21.
Jahrhunderts“, als „einer der modernsten Texte der letzten Jahre“ gefeiert
wurde. Am 18. Feburar 2008 ist Alain Robbe-Grillet 85jährig in Caen gestorben.
Warum ich Roland Barthes liebe von Alain Robbe-Grillet ist bei Suhrkamp
erschienen.
(JK 10/17)
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