Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
Nächster Halt: Brig erzählt von den Sorgen und Nöten des zwölfjährigen André Pastrella,
Sohn eines sizilianischen Gastarbeiters und einer Schweizerin, der, tausendmal
entwurzelt durch ständige Schul- und Wohnungswechsel, sich weder als Schweizer
noch als Italiener fühlt. Mit seinen Eltern lebt er in einer Sozialwohnung in
der französischen Schweiz. Die Schule besucht er eher unfreiwillig, die
Probleme seiner Eltern versucht er auszublenden. Von seinem Vater wird er nicht
gerade zimperlich behandelt, und die Jugendbande, die ihn unaufhörlich bedroht,
macht den Gang zur Schule zur Tortur. Einzig die Sommerferien in Sizilien sind
ein Lichtblick, doch die Rückkehr in den Norden ist unabwendbar und die
Realität des Alltags erbarmungslos.
Mit Humor und großem
Einfühlungsvermögen gewährt Joseph Incardona durch sein Alter Ego André
Pastrella einen persönlichen Einblick in die Welt eines Heranwachsenden der
Siebzigerjahre. Der temporeiche Roman ist aber auch die Chronik einer
zerrissenen Seele. Heimatlosigkeit, Ausgrenzung, Existenzangst und Entwurzelung
– diese hoch aktuellen Themen ziehen die Lesenden in ihren Bann und steuern auf
ihr fulminantes Ende zu.
Joseph
Incardona, 1969 als Sohn eines Sizilianers und einer Schweizerin geboren, lebt
und arbeitet in Genf. Er ist Autor von Romanen, Kurzgeschichten, Drehbüchern
und Comics. 2015 erhielt er den Grand prix de littérature policière für Derrière
les panneaux, il y a des Hommes (Ed. Finitude). Nächster Halt: Brig
ist sein erster Roman, der auf Deutsch erscheint.
(JK 10/17)
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