Frankreich – Ehrengast 2017 der
Frankfurter Buchmesse
„Warum habe ich nichts
kommen sehen?“, fragt sich Nours Vater verzweifelt, als diese ohne Abschied
nach Falludscha aufbricht, um sich dem IS anzuschließen. Zwischen Vater und
Tochter beginnt ein leidenschaftlicher Briefwechsel. Der liberale Islamgelehrte
beschwört Nour zurückzukommen und versucht sie davon zu überzeugen, dass der IS
nichts von dem verkörpert, was für ihn den Islam ausmacht. Nour dagegen ist
fasziniert von der neuen Glaubensgemeinschaft und entschlossen, durch Handeln
die Welt zu verändern. Nach und nach wachsen in ihr jedoch Zweifel bis hin zum
Abscheu. Schließlich trifft sie eine radikale Entscheidung.
„Warum entscheiden sich
junge Frauen und Männer, die in meinem Land geboren und aus meiner Kultur
hervorgegangen sind, in den Krieg zu ziehen, um im Namen Gottes, der auch mein
Gott ist, zu töten?“ Diese Frage treibt Benzine um, und das Pariser
Bataclan-Attentat vom November 2015 gab den letzten Anstoß zu diesem Buch.
Rachid
Benzine wurde 1971 im marokkanischen Kénitra geboren. 1996 wurde er
französischer Kickboxmeister. Benzine ist Politologe und Historiker des Islam,
er unterrichtet am Institut für Politische Studien in Aix sowie am Institut für
Protestantische Theologie in Paris. Benzine wird regelmäßig nach Brüssel eingeladen,
um vor den europäischen Institutionen über den Islam zu sprechen. Drei Autoren,
sagt er, haben ihn philosophisch geprägt: Paul Ricœur, Michel Foucault und
Jacques Derrida. 2012 erschien im Verlag der Weltreligionen Islam und
Moderne. Die neuen Denker. Der Zorn der Feiglinge ist sein erster
Roman. Die Bühnenadaption Lettres à Nour lief mit Erfolg 2017 im Théâtre
de Liège.
(JK 11/17)
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