Vom brasilianischen Autor
Daniel Galera ist bei Suhrkamp sein Roman So enden wir erschienen.
Sie waren unsterblich –
damals, Ende der Neunziger, wütend und voller Aufbruch, drei Jungs und eine
Frau, Protagonisten der neuen Gegenkultur aus späten Punks, krassen Künstlern
und digitalen Bohemiens. Allen voran Duke, riesiges Schriftstellertalent,
genialisch, unnahbar. Jetzt ist Duke tot, zufälliges Opfer eines Raubüberfalls,
es ist das Jahr 2014 und Porto Alegre wie paralysiert von der sengenden Hitze
und dem Streik. Am Grab ihres alten Mitstreiters kommen Aurora, Antero und Emiliano
zusammen, nach einer gefühlten Ewigkeit wie Fremde. Unweigerlicher Blick
zurück: Wie war das früher, und was ist aus ihnen geworden, aus den Idealen,
Lebensplänen, Hoffnungen? Und: Wer war dieser Duke wirklich? War er ihr Freund?
Oder hat er sie nicht doch bloß für seine Zwecke benutzt? Die immer skurrilere
Suche nach einer Antwort führt die drei zu einer Hinterlassenschaft, die so
berührend wie erschütternd ist.
Was gibt dem Leben Halt,
wenn das Wünschen nicht mehr hilft? Daniel Galera hat einen virtuos agilen,
unerschrockenen Generationen- und Gegenwartsroman geschrieben. Über Auf- und
Abbrüche, über Ankünfte und Verlorenheiten und über das ungelöste – vielleicht
unlösbare? – Geheimnis menschlicher Nähe. Der Autor hat ein kontrastreiches,
widersprüchliches Szenario menschlicher Erfahrungen und Empfindungen vor dem
brasilianischen Hintergrund wirtschaftlicher Krisen, spürbarem Klimawandel und
politischer Instabilität geschrieben, urteilt die taz. Die Bilder aus Brasilien
2014 sind uns noch in guter Erinnerung: Unruhen auf den Straßen, Korruption,
Gewalt, ein unglaubliches politisches Schmierentheater der rechten
Parlamentsmehrheit und die bevorstehende Weltmeisterschaft. Das ist das Setting
dieses Romans, der berührt und aufrüttelt. Gut und flüssig geschrieben regt
Daniel Galeras lesenswerter Roman zum Nachdenken an.
Daniel Galera, geboren
1979 in São Paulo, lebt heute in Porto Alegre. Er hat Erzählungen, eine Graphic
Novel und drei Romane geschrieben. Sein Werk ist vielfach ausgezeichnet,
verfilmt und für das Theater adaptiert worden. Galera hat u. a. Zadie Smith,
Jonathan Safran Foer, David Foster Wallace und Hunter S. Thompson ins
Portugiesische übersetzt.
So enden wir von Daniel Galera ist bei Suhrkamp
erschienen.
(JK 07/18)
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