Eduardo Rabasa: Der schwarze Gürtel (Kunstmann)

Mit bösem Humor und Hintersinn entlarvt der mexikanische Autor Eduardo Rabasa in seinem bei Kunstmann erschienenen Roman Der schwarze Gürtel den Zynismus einer modernen Unternehmenskultur, die die Brutalität des Wettbewerbs mit Achtsamkeitsjargon, mobilen Arbeitsplätzen und herablassender Wohltätigkeit kaschiert.

Auf den Gängen der Consultingfirma Soluciones erschallen unverständliche Anweisungen des Chefs, eine Rangliste im Foyer registriert minutiös die Performance der Mitarbeiter. Wer nicht genug leistet, wird mit einem fröhlichen Ständchen von Mädchen in kurzen Röcken fristlos entlassen. Ganz oben aber lockt wie ein Gral der Rang des Schwarzen Gürtels. Auch wenn keiner weiß, welche Versprechungen damit verbunden sind, und keiner den ominösen Chef je gesehen hat, wollen trotzdem alle nach oben. Fernando Retencio, einer der vielen Berater, scheint den Durchblick zu haben und auf dem besten Weg zum Schwarzen Gürtel zu sein. Für seinen Aufstieg ist ihm dabei jedes Mittel recht. Mit blühender Phantasie und so skrupellosen wie größenwahnsinnigen Methoden vermasselt er die Aufträge seiner Klienten und wird entlassen. Außerdem droht ihm auch noch die eigene Ehefrau davonzulaufen, weil sie seine krankhafte Eifersucht nicht länger erträgt. Alles sieht danach aus, dass er gescheitert ist. Doch ein wahrer Held unserer Zeit gibt nicht auf… Der Roman ist eine bösartige Abrechnung mit den Unternehmenskulturen, die in aller Welt dazu geführt haben, dass soziopathische Therapiefälle die Karriereleiter erklimmen, urteilt Holger Ehling von Buchkultur. Die beißende Satire rechnet mit den karrieregeilen und egomanischen Businessmenschen ab. Der Roman startet mit viel Schwung, verliert aber dann etwas an Fahrt, vielleicht weil Satire und Moral gut miteinander abgewogen werden müssen. Wahrscheinlich sind hier aber auch kulturelle Unterschiede in der Rezeption in Europa und Lateinamerika der Schlüssel zum umfassenden Verständnis des Romanaufbaus. Gesellschaftskritik und Satire treffen hier mit einem gewaltigen Touch Chaos aufeinander in einem Minenfeld der Emotionen.

Eduardo Rabasa, wurde 1978 in Mexiko-Stadt geboren und ist Verleger, Autor sowie Journalist. Er schreibt eine wöchentliche Kolumne für die Tageszeitung Milenio und übersetzte Bücher von Morris Berman, David Hume, Somerset Maugham und George Orwell. 2002 gründete er den renommierten mexikanischen Independent-Verlag Sexto Piso. Rabasa wurde 2017 in die Liste „Bogotá39“ des Hay Festivals aufgenommen, die die 39 besten lateinamerikanischen Schriftsteller unter vierzig kürt. Der schwarze Gürtel ist sein zweiter Roman.

Der schwarze Gürtel von Eduardo Rabasa ist bei Kunstmann erschienen.
(JK 06/18)

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