12.
Hamburger Krimifestival
Kampnagel
K6
Freitag, 09.11.2018 21.00
Uhr
Jarrestraße 20, Hamburg
Eintritt: 14.50 / 16.50 Euro
Passion und Profession – seit
mehr als zwanzig Jahren arbeitet Michael Tsokos als Rechtsmediziner, vor zehn
Jahren erschien sein erstes Buch mit wahren Fallgeschichten aus seiner
täglichen Praxis, die ihn stets aufs Neue mit einer Vielzahl ungeklärter
Todesfälle konfrontiert. Auf dem Hamburger Krimifestival gibt er jetzt sehr
persönliche Rückblicke, Ausblicke und Einblicke.
Begann
es mit dem verkohlten Skelett auf der Rückbank eines ausgebrannten Wagens? Oder
wie war das mit der Wasserleiche, gekleidet im Stil des 19. Jahrhunderts? Und
was war mit dem halbnackte Mann, der bei eisiger Kälte tot aufgefunden wurde?
Michael Tsokos war der letzte Zeuge, der Staatsanwalt und Richter die entscheidenden
Hinweise auf die Todesumstände geben konnte. Tsokos’ erstes Buch erhielt den
vielsagenden Titel: Dem Tod auf der Spur. Von dieser Spurensuche hat er
seither in vielen weiteren lesenswerten Büchern berichtet: „Ich werde oft
gefragt, ob sich mein Blick auf den Tod gewandelt habe. Meine Antwort lautet:
Nicht der Blick auf den Tod. Aber der Blick auf das Leben.“
Medizin
studierte Tsokos in Kiel, bis 2006 war er Oberarzt der Hamburger Rechtsmedizin.
Zum Obermedizinalrat auf Lebenszeit wurde er 2003 ernannt, drei Jahre darauf
folgte seine Habilitation und sein Fortgang aus Hamburg nach Berlin, wo er
seither das Institut für Rechtsmedizin leitet. Seine Lebensphilosophie stammt
von Seneca: „Es ist nicht wenig Zeit,
die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ An diesem Abend
hält der Rechtsmediziner Rückschau: Auch wenn der Tod noch immer erbarmungslos
bleibt, die Suche danach, warum ein Mensch sterben musste, ist die wichtigste
Aufgabe eines Forensikers, dessen Arbeit nicht nur den Kriminalisten wichtige
Dienste leistet, sondern auch den Hinterbliebenen hilft, das Unabwendbare zu
begreifen.
Gut,
dass sich im letzten Jahrzehnt auch das Bild, das sich die Öffentlichkeit vom
Rechtsmediziner macht, gewandelt hat: „Er ist nicht mehr das kleine, blasse
Männchen, das schlecht gelaunt und zynisch in gekachelten Kellerräumen den
Kommissar abspeist, sondern ein aufgeklärter Mensch und Wissenschaftler, der
auch mit eleganten Methoden und Verfahren zu verblüffen weiß. Das ist ein
gewaltiger Fortschritt.“ Dafür ist Michael Tsokos der lebende Beweis.
Sind Tote immer leichenblass? Die größten Irrtümer über
die Rechtsmedizin von
Michael Tsokos ist bei Knaur erschienen.
(JK 11/18)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen