Jeden Morgen sitzt
Juliette in der Metro auf dem Weg zu ihrer eintönigen Arbeit in einem
Maklerbüro und taucht ein in die Welten ihrer Romane. Mal begibt sie sich mit
Marcel Proust auf die Suche nach der verlorenen Zeit, mal begleitet sie Hercule
Poirot im Orientexpress Richtung Istanbul – manchmal beobachtet sie auch
einfach die Menschen um sich herum, die in ihre Lektüre vertieft sind. Es sind
die Bücher, die Juliettes Leben Farbe verleihen. Als sie eines Tages
beschließt, zwei Stationen früher auszusteigen, begegnet sie dem schrulligen
Soliman, der mit seiner Tochter Zaïde inmitten seiner Bücherstapel lebt.
Soliman glaubt, dass jedes Buch, wenn es an die richtige Person übermittelt
wird, die Macht hat, ein Leben zu verändern. Auserwählte Boten liefern für ihn
diese kostbare Fracht aus, an die, die sie nötig haben. Bald wird Juliette zu
einer Botin, und zum ersten Mal haben die Bücher einen wirklichen Einfluss,
auch auf ihr Schicksal.
Der Roman versprüht romantisch-verträumten
französischen Charme, er ist sehr poetisch mit malerisch formulierten Bildern. Die
Autorin versteht es, geschickt Bücher und Autoren einfließen zu lassen und
bringt etwas Geheimnisvolles in die Geschichte hinein. Es ist zwar keine
tiefgreifende Geschichte aber eine gelungene Ode an die Bücher.
Christine
Féret-Fleury arbeitete viele Jahre als Lektorin in einem französischen
Verlagshaus, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Sie hat mehrere Jugendbücher
und Erwachsenenromane geschrieben, die prämiert und in zahlreiche Sprachen
übersetzt wurden.
Das Mädchen, das in der Metro las von Christine Féret-Fleury ist bei DuMont
erschienen.
(JK 09/18)
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