HFK
Rechtsanwälten Heiermann Franke Knipp und Partner
Donnerstag, 13.06.2019
19.00 Uhr
Rathausmarkt
5, Hamburg
Eintritt: 15 / 22 Euro
Amor seco, trockene Liebe: Zu dem Festival „Literatur
in den Häusern der Stadt“ stellt Inger-Maria Mahlke ihren Roman Archipel noch
einmal in Hamburg vor, der bei Rowohlt erschienen ist.
Schon mit ihrem
Romandebüt Silberfischchen (2010) wurde Inger-Maria Mahlke in der
Literaturkritik gefeiert und in Hamburg mit dem zum ersten Mal vergebenen
Klaus-Michael-Kühne-Preis des Harbour Front Literaturfestivals ausgezeichnet.
Heute ist sie eine der renommiertesten jungen Autorinnen des Landes. Im letzten
Jahr erhielt sie für ihren neuen Roman Archipel den Deutschen Buchpreis.
Schauplatz ist die Peripherie des Kontinents, die Insel des ewigen Frühlings:
Teneriffa.
Bei ihrer Rückkehr nach
Teneriffa im Juli 2015 steht Rosa zuerst ratlos am Flughafen. Ihre Mutter Ana,
eine vielbeschäftigte Politikerin, wird sie auf dem Handy sowieso nicht
erreichen, und ihr Vater Felipe sitzt um 14.00 Uhr schon betrunken in seinem
Privatclub. Mit dem Taxi will sie aber auch nicht nach Hause fahren. Damit geht
es los, und als Felipe, den sie schließlich anruft, ihr dann zuerst ein „Morituri
te salutant“ entgegen knallt, ahnt man schon, wohin die Reise geht. Felipe
Bernadotte, „der letzte Konquistador“, ist der Nachfahre einer alten Familie,
der nach einer hoffnungsvollen Universitäts-Karriere als Historiker an „der
schändlichen Rolle der Bernadottes“ von der „Conquista bis zum Faschismus“
zerbrochen ist. Rosa hatte immer schon den Wunsch, Kunst zu studieren, doch
damit ist sie in Madrid einfach nicht mehr weiterkommen. Jetzt ist sie auf der
Suche und weiß noch nicht einmal so genau, wonach. Für einen Moment sieht es so
aus, als könnte sie es im Altenheim von La Laguna finden, wo Julio, ihr
Großvater mütterlicherseits, mit über neunzig Jahren als Pförtner arbeitet.
Doch dann überstürzen sich die Ereignisse: Gegen Rosas Mutter wird nach dem Tod
eines Kollegen ermittelt, und Rosa geht es mit ihrer Familie, wie mit dem Amor
seco, der „trockenen Liebe“ im Garten. Solange die unscheinbare Blume blüht,
ist sie harmlos, doch ihre dunklen Samen wird man, wenn sie sich einmal in der
Kleidung verhakt haben, nicht wieder los. Anhand der Familiengeschichte fächert
Inger-Maria Mahlke ein ganzes Jahrhundert der Umbrüche und Verwerfungen auf. Es
ist Julios Jahrhundert, das der Bautes und Bernadottes, der Moores und
González‘ – Familiennamen aus ganz Europa. Aber da sind auch jene, die keine
Namen haben: Die Frau etwa, die für alle nur „die Katze“ war: unverheiratete
Mutter, Köchin, Tomatenpackerin – und irgendwann verschwunden. Denn manchmal
bestimmen Willkür, Laune, Zufall oder ganz schlicht die Dramaturgie einer
mitreißenden Erzählerin darüber, was geht, was bleibt und was kommt.
Archipel von Inger-Maria
Mahlke ist bei Rowohlt erschienen.
Eine Veranstaltung im
Rahmen des Festivals „Literatur in den Häusern der Stadt“.
(JK 06/19)
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