„In meiner Kindheit war
ich als der Junge bekannt, dessen Mutter mit einem Engländer durchgebrannt
war“, so beginnt die Geschichte von Myshkin und seiner Mutter Gayatri. Es sind
die dreißiger Jahre, Indien hadert mit der britischen Kolonialherrschaft. Da kommen
zwei Fremde in den kleinen Ort am Himalaya, der deutsche Maler Walter Spies und
eine Tänzerin, und Gayatri, die immer Künstlerin sein wollte, ergreift ihre
Chance, der traditionellen Ehe zu entfliehen. Ein großes zeitgeschichtliches
Panorama und die ergreifende Geschichte einer ungewöhnlichen Frau, die für ihre
Kunst und Freiheit lebt.
Anuradha Roy lässt den
Sohn Myshkin im betagten Alter die Geschichte seiner Mutter erzählen. In der
Geschichte wird der Ausbruch der Mutter aus den Konventionen erzählt, die
parallel auch die Geschichte des Unabhängigkeitskampf Indiens, die der sozialen
und politischen Umbrüche und der alles durchdringenden Klassenunterschiede ist.
Die Autorin legt sich dabei keine Grenzen auf. Ist es im ersten Teil die
Erzählung, wie es dazu kommt, dass Gayatri ausbricht, so lassen im zweiten Teil
die Briefe der Mutter den Leser in die Gefühlswelt der Heldin eintauchen. Es
ist ein poetisches Buch, leise und ohne dramatische Spannungskurven.
Anuradha Roy hat mehrere
Romane verfasst und lebt in Ranikhet, einer Stadt im indischen Himalaya. Die
Autorin war 2011 für den Man Asian Booker Prize und 2016 für den Man Booker
Prize nominiert, wurde 2011 mit dem Economist Crossword Prize und 2016 mit dem
D.S.C. Prize for South Asian Literature ausgezeichnet. Ihr Roman Der Garten
meiner Mutter kam auf die Shortlist des JCB Fiction Prize 2018, des Hindu
Literary Prize 2019, wurde nominiert für den Walter Scott Prize for Historical
Fiction 2018 und gewann den Tata Book of the Year Award for Fiction 2018.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen