Nicolas Mathieu: Rose Royal (Hanser Berlin)

Nach seinem Roman Wie später ihre Kinder erzählt der Prix-Goncourt-Preisträger Nicolas Mathieu in seinem neuen Roman Rose Royal die Geschichte einer Frau, die beschließt, kein Opfer mehr zu sein.

Rose ist fast fünfzig, als sie Luc kennenlernt. Sie hat eine Ehe überstanden und zwei Kinder zur Welt gebracht, hat Liebschaften erlebt, Jobwechsel, Schicksalsschläge und Trauerfälle. Das Leben hat sie stark gemacht. In ihrer Handtasche steckt ein Revolver, der sie gegen die vielen Dreckskerle dieser Welt beschützen soll. Doch Luc ist anders, das spürt sie sofort. So charmant und zurückhaltend. Seit sie ihn kennt, liegt in ihren Augen ein neuer Glanz. Bis er sich eines Tages in seinem männlichen Stolz gekränkt fühlt und zuschlägt. In seinem neuen Roman erzählt Nicolas Mathieu von einer Frau, die sich eine Waffe beschafft, damit die Angst endlich die Seiten wechselt.

In seiner Novelle erzählt Nicolas Mathieu die Geschichte atmosphärisch dicht und sehr präzise. Das Thema allein hätte hunderte Seiten gefüllt und gerne würde man weiterlesen. Dem Autor ist auf jeden Fall zuzutrauen, dass er das mit grossem Erfolg weiter hätte ausbreiten können, ohne Brisanz zu verlieren. So bleiben knapp über 90 Seiten, aber die haben es in sich. Mit messerscharfer Kühlheit und psychologischer Klarheit wird Roses Situation vorgetragen. Die Bilder hallen nach dem Lesen nach.

Nicolas Mathieu wurde 1978 in Épinal geboren und lebt in Nancy. Sein erster Roman erschien 2014 und wurde für das Fernsehen adaptiert. Wie später ihre Kinder wurde 2018 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet.

Rose Royal von Nicolas Mathieu ist bei Hanser Berlin erschienen.
(JK 10/20)

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