Deutsch-Südwestafrika,
1904. Beginn eines erbarmungslosen Kolonialkrieges, den das Deutsche
Kaiserreich gegen die aufständischen Herero und Hottentotten führt. An der
Spitze der für ihre Freiheit kämpfenden Schwarzen steht Jakob Morenga, ein
früherer Minenarbeiter. Was damals mehr als drei Jahre lang in dem heute
unabhängigen Namibia geschah, hat Uwe Timm in einer Montage von historischen
Dokumenten und fiktiven Aufzeichnungen des Oberveterinärs Gottschalk aus
Hamburg zu einem grandiosen historischen Roman verdichtet.
Uwe Timm mischt in seinem
Roman geschickt seine fiktive Geschichte mit historischen Dokumenten.
Insbesondere die Beteiligung der christlichen Kirchen am kolonialen Leid Namibias
ist belletristisch kaum beleuchtet worden. In Timms Roman wird die Absurdität
der deutschen Kolonialisten vor Augen geführt, die selber sittlich verroht
beseelt waren, die heidnischen Schwarzen zu bekehren, um sie als billige
Arbeitskraft hemmungslos auszubeuten. Deutschland ist bis heute angeprangert,
die Greueltaten an den Hereros zu sühnen. Sehr gut, dass Robert Habeck in der
dtv-Ausgabe Stellung bezieht.
Uwe Timm wurde 1940 in
Hamburg geboren. Geschichten faszinierten Uwe Timm von klein auf: Er lauschte
dem „Seemannsgarn“ seines Großvaters, einem Kapitän, schlich immer wieder zu
seiner Tante ins Hafenviertel, in deren Küche sich Leute aus dem Rotlichtmilieu
trafen, und schrieb schon als Schuljunge eigene Geschichten. Nach dem Tod des
Vaters leitete er drei Jahre lang das Kürschnergeschäft, machte dann am
Braunschweig-Kolleg sein Abitur und studierte in München und Paris Philosophie
und Germanistik. Er promovierte mit einer Arbeit über Albert Camus.
Anschließend studierte er Soziologie und Volkswirtschaftslehre. Den Aufbruch
Ende der sechziger Jahre erlebte Uwe Timm als Student aktiv mit. Er zählt zu
den wichtigsten Vertretern der 68er-Generation; die Aufarbeitung dieser Zeit
zieht sich durch sein gesamtes Werk.
Der Vater von vier
Kindern verfasste auch vier Kinder- und Jugendbücher. Außerdem arbeitete er als
Drehbuchautor. Für seine Romane und Erzählungen erhielt Uwe Timm zahlreiche
Auszeichnungen und Preise: 2001 den Großen Literaturpreis der Bayerischen
Akademie der Schönen Künste und den Tukanpreis der Landeshauptstadt München,
2002 den Literaturpreis der Landeshauptstadt München, 2003 den
Schubart-Literaturpreis und den Erik-Reger-Preis der Zukunftsinitiative des
Landes Rheinland-Pfalz. 2006 wurde Uwe Timm mit dem Premio Napoli sowie dem
Premio Mondello ausgezeichnet, 2009 erhielt er den Heinrich-Böll-Preis und 2012
die Carl-Zuckmayer-Medaille. 2013 wurde Uwe Timm der Kulturelle Ehrenpreis der
Landeshauptstadt München verliehen, 2018 der Schillerpreis und das
Bundesverdienstkreuz. Uwe Timm lebt in München und Berlin.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen