Eine der wichtigsten und engagiertesten Stimmen der rumänischen Gegenwartsliteratur. Der Roman Das Provisorium der Liebe von Gabriela Adameşteanu ist im Aufbau Verlag erschienen.
Letitia und Sorin arbeiten in einem Kulturinstitut im Rumänien der siebziger Jahre. Sie lieben sich – heimlich. Im Schatten einer Lenin-Statue oder in der schmuddeligen Wohnung eines Freundes. Sorin sucht die wahre Liebe und Letitia eine Flucht aus ihrem traurigen Eheleben. Beide sind sie gefangen in den Strukturen ihrer Familien und den Einschränkungen des kommunistischen Systems, kurz vor der Machtübernahme Ceauşescus. Eine Zwischenzeit, die von Freiheit, Sex, Konsum und Momentglück geprägt ist. Gabriela Adameşteanu gelingt es meisterhaft, die Geschichten mehrerer Generationen zu verweben und diese Zeit des Übergangs lebendig werden zu lassen. Ein Provisorium, das nach Glück und Sehnsucht schmeckt und nach ebenso viel Vergänglichkeit.
Die Autorin vermittelt eindringlich das Leben in einem totalitären Regime. Neben der Liebesgeschichte erfährt man viel über die rumänische Wirklichkeit zu den Zeiten von Ceaucescu und seines Geheimdienstes Securitate. Angenehm ist, dass dies nebenbei in die Liebesgeschichte eingeflochten wird ohne diese zu überlagern. Die Unsicherheit dem anderen gegenüber wird getragen von der allgemeinen Verunsicherung in der Gesellschaft. Wem kann man überhaupt trauen? Wir erleben ein subtiles Soziopsychogramm, brillant erzählt von der Autorin.
Gabriela Adameşteanu, geboren 1942, ist als Schriftstellerin und Publizistin neben Norman Manea und Mircea Cărtărescu eine der wichtigsten Stimmen der rumänischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Sie war Bürgerrechtlerin und Präsidentin des rumänischen P.E.N..
Das Provisorium der Liebe von Gabriela Adameşteanu ist im Aufbau Verlag erschienen.
(JK 07/21)
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